Robert Klatt
In Deutschland hat sich das Zahlungsverhalten in den letzten Jahren deutlich geändert. Bargeld ist zwar noch das beliebteste Zahlungsmittel, Kreditkarten und Co. holen aber schnell auf.
Amsterdam (Niederlande). Laut zwei repräsentativer Umfragen von YouGov im Auftrag des Management- und Technologieberatungsunternehmens BearingPoint hat sich das Zahlungsverhalten in Deutschland in den letzten Jahren deutlich geändert. Ein Großteil der Befragten (80 %) gaben an, dass sie Bargeld häufig nutzen. Es bleibt damit noch immer das beliebteste Zahlungsmittel der Deutschen.
In den kommenden Jahren könnte sich dies aber deutlich ändern. Die Hälfte der Befragten (50 %) gab an, dass sie in den kommenden zwei Jahren ihr Zahlungsverhalten ändern wollen. Ein Viertel (25 %) kann es sich vorstellen, in fünf Jahren komplett ohne Bargeld auszukommen.
Die zweitbeliebteste Zahlungsarten in Deutschland ist PayPal. Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer (58 %) verwendet diesen Anbieter, deren Konto die Nutzer mit einer Kreditkarte oder einem Girokonto verknüpfen können, beim Onlineshopping. Danach folgen die Girocard, die auch als EC-Karte bekannt ist (41 %), Payback Pay (8 %) und die Mobile Payment Verfahren Google Pay (4 %) und Apple Pay (2 %).
Die hohe Beliebtheit des Bargelds besteht vor allem, weil deutsche Verbraucher dem Zahlungsmittel positive Eigenschaften zusprechen. Laut den Umfrageteilnehmer ist Bargeld schnell (66 %), vertraut (60 %) und sicher (50 %).
Zahlungen per Girocard oder Kreditkarte bewerteten die Befragten vor allem als komfortabel (61 %) und schnell (59 %). Nur etwa ein Viertel der Personen (26 %) ist jedoch der Ansicht, dass die Zahlungsart sicher ist. Apple Pay, Google Pay und PayPal überzeugen die Kunden hauptsächlich mit ihrer Schnelligkeit (48 %) und ihrem hohen Komfort (42 %).
Eine Studie der Deutsche Bundesbank (BBk) prognostiziert, dass in den kommenden Jahren Kreditkarten als Zahlungsmittel bei Online- und Offlineeinkäufen an Bedeutung gewinnen werden. Laut den Daten der BBk werden inzwischen sechs Prozent der Zahlungsverkehr über komfortable und sichere Kreditkarten abgewickelt.
Verwendet wird die Zahlungsart in Deutschland primär bei höheren Beträgen, bei denen die Nutzer der Kreditkarte durch ihre Bank zusätzlich abgesichert sind. Repräsentative Umfragen unter Kreditkartennutzern zeigen zudem, dass die Karten beliebt sind, weil sie global verwendet werden können und somit auf Reisen sicherstellen, dass Einkäufe, Hotels oder Mietwagen problemlos bezahlt werden können.
Deutsche, die noch keine Kreditkarte nutzen, verzichten laut der Studie oft auf das Zahlungsmittel, weil sie den Mehrwert nicht erkennen. Laut einem Kreditkartengleich bieten diese inzwischen neben der Zahlungsabwicklung inzwischen oft aber noch Zusatzservices, die die Attraktivität deutlich erhöhen. Ein Beispiel dafür ist eine kostenlose Reiseversicherung bei einer Buchung mit der Kreditkarte. Finanzexperten prognostizieren deshalb, dass in Deutschland die Beliebtheit der Kreditkarte als Zahlungsmittel in den kommenden Jahren zunehmen wird.
Auch die Studie von BearingPoint zeigt, dass das Zahlungsverhalten der Deutschen sich kurzfristig ändern wird. In den kommenden zwei Jahren möchte jeder zweite Befrage (50 %) sein persönliches Zahlungsverhalten ändern. Knapp ein Drittel (32 %) geht davon aus, häufiger per EC- oder Kreditkarte zu bezahlen und Bargeld seltener zu benutzen. Ein Viertel (25 %) plant Onlinebezahldienste wie PayPal öfter zu nutzen.
Mobile Payment wird hingegen vorerst ein Nischenmarkt bleiben. Besonders Menschen ab 55 Jahren gaben selten an (4 %), dass sie Apple oder Google Pay zukünftig nutzen möchten. Auch bei den 18 bis 24-Jährigen möchte nur ein kleiner Teil (19 %) Mobile Payment verwenden.
Die Umfrageergebnisse zeigen zudem, dass Bargeld und das Girokonto beziehungsweise die damit verbundene EC- oder Kreditkarte die wichtigsten Zahlungsmittel in der Bundesrepublik bleiben. Nur wenige Deutschen (11 %) können sich kurzfristig vorstellen, auf Bargeld komplett zu verzichten. Knapp ein Viertel (24 %) der Umfrageteilnehmer denkt, dass sie in fünf Jahren nicht mehr mit Bargeld zahlen werden. Mehr als die Hälfte der Deutschen (64 %) denkt hingegen, dass sie auch in zehn Jahren noch immer einen Großteil ihrer Zahlungen bar abwickeln werden.