Robert Klatt
Physiker haben eine Seifenblase erschaffen, die 465 Tage hielt. Die Studie soll als Basis für neue Materialien dienen.
Lille (Frankreich). Handelsübliche Seifenblasen zerplatzen meist schon nach wenigen Sekunden. Auch die Seifenblasen von Straßenkünstlern halten im Optimalfall nur ein paar Minuten. Physiker der Université Lille haben nun einen neuen Stabilitätsrekord mit einer Seifenblase aufgestellt, die länger als ein Jahr hielt.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Physical Review Fluids führten die Wissenschaftler dazu eine Reihe von Experimenten durch, bei denen sie das ideale Rezept für stabilere Blasen aus Seife suchten.
Bei herkömmlichen Seifenblasen sorgt die Gravitation dafür, dass die obere Hälfte der Seifenblase sich schnell ausdünnt und dann kollabiert. Dies konnten die Physiker verhindern, indem sie der Seifenlösung winzige Plastikkügelchen aus Nylon zufügten.
Diese Mikropartikel verteilen sich gleichmäßig in der Hülle der Seifenblase aus kleinen Luftbläschen und erhöhen dadurch die Stabilität. Weil die Mikropartikel auf einer Oberfläche aus Teflon lagerten, sorgten sie jedoch dafür, dass die Seifenblase nicht mehr schillernd durchsichtig war, sondern eher intransparent und weiß.
Auch der Anteil an Glycerin in der Seifenlösung ist laut der Studie essenziell für die Stabilität der Seifenblase. Bei herkömmlichen Seifenblasen verdunstet in Sekunden so viel Wasser, dass die Stabilität deutlich abnimmt und die Blasen platzen.
Dies konnten die Physiker durch einen deutlich höheren Glycerinanteil verhindern, weil dieser anziehend auf die Wassermoleküle in der Atmosphäre wirkt. Das Glycerin kann durch die Absorption neuer Wassermolekülen den Wasserverlust durch Verdunstung fast komplett ausgleichen.
Die Rekordseifenblase der Physiker hat durch die Kombination aus Mikropartikeln und dem hohen Glycerinanteil 465 Tage überlebt. Im Gegensatz zu normalen Seifenblasen platzte sie am Ende nicht plötzlich, sondern verlor ihre Luft wie ein defekter Reifen eher langsam.
„Diese Arbeit ebnet den Weg, um nun diese neue Materialien genauer zu untersuchen“, erklärt Michael Baudoin. Möglichen Anwendungsszenarien sehen die Physiker etwa in den Materialwissenschaften und der Chemie. Nun arbeitet das Team an weiteren Objekten mit langer Lebensdauer, die auf dem gleichen Prinzip basieren.
Physical Review Fluids, doi: 10.1103/PhysRevFluids.7.L011601