Partnerschaft mit Microsoft

Helion Energy will Fusionskraftwerk bis 2028 in Betrieb nehmen

Robert Klatt

Fusionskraftwerk des Start-ups Helion Energy )moc.ygrenenoileh(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Das Start-up Helion Energy hat angekündigt, bis 2024 Nettoenergieerzeugung per Kernfusion zu erreichen und bis 2028 ein kommerzielles Fusionskraftwerk zu bauen
  • Statt der traditionellen Methoden Tokamak und Stellarator setzt das Unternehmen auf ein pulsbasiertes Verfahren
  • In der Wissenschaft ist Helion Energy umstritten. Microsoft hat trotzdem eine Partnerschaft mit dem Unternehmen unterzeichnet

Helion Energy will 2024 Nettoenergieerzeugung per Kernfusion erreichen und 2028 ein Fusionskraftwerk in Betrieb nehmen. Microsoft hat bereits einen Deal mit dem Start-up abgeschlossen.

Everett (U.S.A.). Experimentelle Fusionsreaktoren haben in den letzten Monaten unterschiedliche Rekorde gebrochen, darunter der chinesische Experimental Advanced Superconducting Tokamak (EAST), der 100 Millionen Grad Celsius heiße Plasma für 403 Sekunden aufrechterhalten hat und der deutsche Wendelstein-7X, der einen Meilenstein beim Energieumsatz des Plasmas erreicht hat. Ein funktionierendes Fusionskraftwerk konnte aber noch keine Forschungseinrichtungen entwickeln.

Helion Energy hat nun angekündigt, dass sie bis 2024 Nettoenergieerzeugung per Kernfusion erreichen wollen. Bis 2028 möchte das Start-up ein kommerzielles Fusionskraftwerk mit einer Leistung von 50 Megawatt in Betrieb nehmen. Der Termin liegt deutlich vor dem allgemein erwarteten Zeitrahmen für eine funktionsfähige Kernfusion. Das Unternehmen erklärt jedoch, dass sie in den letzten zehn Jahren beharrlich an dieser bahnbrechenden Technologie gearbeitet haben und auf die Erfahrung von sechs Prototypen zurückblicken können. Überdies kann Helion Energy den Meilenstein verbuchen, als erstes privates Unternehmen eine Plasmatemperatur von 100 Millionen Grad erreicht zu haben.

Helion Energy nutzt gepulstes Verfahren

Helion Energy geht bei der Stromerzeugung einen anderen Weg als die traditionellen Methoden wie Tokamak oder Stellarator. Das Unternehmen bevorzugt ein pulsbasiertes Verfahren. In diesem Vorgang werden zwei Brennstoffansammlungen zu Plasma erhitzt und mit beeindruckender Geschwindigkeit gegeneinander geschleudert. Die dabei erzeugte hohe Verdichtung löst eine Fusionsreaktion aus. Das Bemerkenswerte an diesem Prozess ist, dass er sich innerhalb von nur einer Sekunde wiederholt.

Helion Energy verwendet für seine Energieerzeugung eine spezifische Mischung aus dem Wasserstoffisotop Deuterium und einem Isotop von Helium. Dies reduziert die Radioaktivität der Anlage erheblich. Allerdings ist das benötigte Helium-Isotop, Helium3, extrem selten. Um dieses zu gewinnen, hat Helion Energy  ein patentiertes Verfahren entwickelt, bei dem Helium3 aus einer Nebenreaktion von Deuterium in einer speziell dafür eingerichteten Anlage produziert wird. Ein Nebenprodukt dieser Reaktion ist das Wasserstoffisotop Tritium. Mit seiner Halbwertszeit von 12,3 Jahren zerfällt Tritium teilweise zu Helium3, das dann wiederum in der Kernfusion verwendet werden kann.

Kritik aus der Wissenschaft

Die Frage, ob Helion Energys Ansatz tatsächlich in der Lage ist, mehr Energie zu produzieren, als für die Brennstoffherstellung und den Reaktorbetrieb benötigt wird, ist in der Wissenschaft umstritten. Kritische Stimmen weisen darauf hin, dass der von Helion Energy gewählte Brennstoffmix höhere Energie- und Temperaturanforderungen für eine Fusion stellt als der konventionelle Brennstoffmix aus Deuterium und Tritium.

Überdies hat Helion in der Vergangenheit bereits mehrmals angekündigt, nahe an der Entwicklung eines funktionsfähigen Fusionsreaktors zu sein. So sollte laut Aussagen des Unternehmens aus dem Jahr 2018 die 50-Megawatt-Anlage eigentlich 2021 betriebsbereit sein.

Partnerschaft mit Microsoft

Bis heute konnte noch kein Unternehmen eine kommerzielles Fusionskraft entwickeln. Trotz dieser Realität äußerte sich Brad Smith, der stellvertretende Vorsitzende und Präsident von Microsoft, zuversichtlich.

„Wir sind optimistisch, dass Fusionsenergie eine wichtige Technologie sein kann, um den Übergang zur sauberen Energie zu unterstützen. Zweifellos haben wir noch viel zu tun, aber wir sind zuversichtlich, dass wir in der Lage sind, die weltweit erste Fusionsstromanlage zu liefern.“

Wie Bloomberg berichtet, hat der Konzern deshalb bereits einen Deal mit Helion Energy abgeschlossen. Die Partnerschaft mit Helion Energy ist Teil von Microsofts Bemühungen, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu sein. Allerdings trägt die Energie, die von Helion Energy bereitgestellt wird, nur einen geringen Anteil dazu bei. Microsofts Verträge für den Kauf von erneuerbarer Energie summieren sich aktuell auf 13,5 Gigawatt. Das ist nahezu das 300-fache der Kapazität von Helion.

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