Robert Klatt
Bier schmeckt möglichst kühl am besten. Eine neue Formel zeigt nun, welche Glasform den Temperaturaustausch mit der Umgebung minimiert und das Getränk am längsten kühl hält.
São João del-Rei (Brasilien). In der Kultur haben sich für unterschiedliche Getränke jeweils verschiedene Gläser etabliert. Besonders Weingläser unterliegen strengen Regeln, die dafür sorgen sollen, dass der Geschmack des Getränks optimal ist. Bier wird hingegen oft direkt aus der Flasche oder der Dose getrunken, obwohl auch hier das passende Glas den Trinkgenuss beeinflussen kann. Entscheidend dabei ist vor allem, dass das Bier möglichst lange kühl bleibt.
Cláudio de Castro Pellegrini von Universität São João del-Rei hat deshalb untersucht, wie ein Bierglas aussehen muss, um einen minimalen Temperaturaustausch des Getränks mit seiner Umgebung zu gewährleisten. Wie der Maschinenbauer erklärt, wäre theoretisch die optimale Lösung eine Kugel, weil diese im Verhältnis zum Volumen die geringste Oberfläche besitzt und damit den Temperaturaustausch minimiert.
Wie der Forscher in seiner Publikation auf dem Preprint-Server arXiv schreibt, ist diese Lösung jedoch nicht praxisnah, weil Bier nicht in ein Glas gefüllt und anschließend stehengelassen wird, sondern beim Trinken stetig bewegt wird. In der Praxis eignet sich eine Kugelform, die laut der Mathematik die optimale Lösung darstellt, also nicht.
Cláudio de Castro Pellegrini hat deshalb eine Formel für das perfekte Bierglas entwickelt. Als Basis hat er festgelegt, dass das Glas rund ist und dass der Boden eine perfekte Wärmeisolierung besitzt, während die äußere Glaswand keine Isolationswirkung hat. Um die Formen zu vereinfachen, hat der Wissenschaftler zudem die Isolationswirkung der Schaumkrone ignoriert und angenommen, dass das Bier im Glas überall eine identische Temperatur hat.
Laut der Formel, die nicht alle Faktoren aus der Realität berücksichtigt, dieser aber sehr nahe kommt, ähnelt das perfekte Bierglas eine Sektflöte Wie Pellegrini erklärt, hat er die Formel vereinfacht, um eine analytische Lösung zu ermöglichen. Anstatt eine Computersimulation zu nutzen, konnte er somit eine exakte mathematische Lösung finden. Dieser Ansatz ist laut ihm wichtig, weil die Wissenschaft zunehmend Simulationen und Künstliche Intelligenz (KI) verwendet, während analytische, mathematische Lösung zunehmend in den Hintergrund gelangen.
„Das primäre Ziel dieser Arbeit ist es, das Interesse von Studierenden an exakten Wissenschaften, insbesondere an Physik und Mathematik, zu fördern. Eine zweite, aber entscheidende Anwendung dieser Erkenntnisse besteht darin, künftige Generationen von Bierliebhabern zu bilden und die Qualität unserer Biere zu sichern.“
arXiv, doi: 10.48550/arXiv.2410.12043