Robert Klatt
Das Start-up Proxima Fusion, das von renommierten Forschern des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP), des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Google-X gegründet wurde, möchte in den 2030er-Jahren das erste Fusionskraftwerk in Deutschland errichten.
München (Deutschland). Ein Expertengremium hat im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) kürzlich eine Studie durchgeführt, laut der die Entwicklung und der Bau eines Fusionskraftwerks bis 2045 realistisch ist. Das Start-up Proxima Fusion, das von ehemaligen Wissenschaftlern und Ingenieuren des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP), des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Google-X gegründet wurde, möchte bereits deutlich früher ein Fusionskraftwerk bauen.
Das Start-up mit Sitz in München hat angekündigt, in den kommenden Jahren einen neuen Stellarator entwickeln zu wollen. In den 2030er-Jahren soll das erste Fusionskraftwerk von Proxima Fusion in Deutschland Strom erzeugen. In der ersten Finanzierungsrunde konnte das erst Mitte Dezember 2022 gegründete Unternehmen laut dem Handelsblatt (Paywall) hat bereits sieben Millionen Euro Kapital eingeworben. Zu den Investoren gehören laut Meyer-Borchert der Risikokapitalgeber Hightech-Gründerfonds (HTGF), ein Public-Private-Partnership, sowie UVC Partners, eine Early-Stage Venture Capital-Gesellschaft.
„Mit den sieben Millionen Euro ist das Team in der Lage, ihre ambitionierten Pläne voranzutreiben und die Entwicklung eines neuen Hochleistungsstellarators in Angriff zu nehmen.“
Proxima Fusion stützt seine innovativen Arbeiten maßgeblich auf die Errungenschaften des Wendelstein 7-X (W7-X) des IPP, welcher als der am weitesten entwickelte Stellarator weltweit gilt. Im Februar 2023 erzeugte dieser Fusionsreaktor ein Fusionsplasma, das acht Minuten lang 1,3 Gigajoule lieferte. Wie Francesco Sciortino erklärt, hat Wendelstein 7-X zudem eine Fülle von Herausforderungen gemeistert, die seine Vorgängermodelle noch plagten. Einige der Hauptprobleme früherer Stellaratoren waren ein unzureichender Plasmaeinschluss bei erhöhten Temperaturen, beträchtliche Verluste der Fusionsprodukte und strenge Anforderungen an die Bauausführung, welche schwer einzuhalten waren.
„Die experimentellen Fortschritte von W7-X und die jüngsten Fortschritte bei der Modellierung von Stellaratoren haben das Bild radikal verändert. Stellaratoren können inzwischen die Hauptprobleme von Tokamaks überwinden und signifikant weiterentwickelt werden, wodurch die Stabilität des Plasmas verbessert und stationäre Spitzenleistungen erreicht werden.“
Die Forscher von Proxima Fusion sind deshalb überzeugt, dass Stellaratoren inzwischen dem Tokamak-Prinzip, das unter anderem beim International Thermonuclear Experimental Reactor (ITER) zum Einsatz kommen, überlegen ist.
Die Umsetzbarkeit dieser Theorie soll das erste Fusionskraftwerk, das auf dem Stellarator-Prinzip basiert, belegen. Laut Jorrit Lion plant Proxima Fusion innerhalb der kommenden zwölf Monate, gemeinsam mit seinen Partnern, die ersten Entwürfe für das vorgesehene Fusionskraftwerk zu finalisieren.
„Die deutsche Regierung hat über Jahrzehnte mit visionären Investitionen die Stellaratortechnologie in Deutschland bis zur Weltspitze vorangebracht. Auf dem dadurch geschaffenen Know-how in Instituten und Unternehmen können wir nun als Start-up aufbauen. Wir bündeln jetzt diese Expertise, um Fusionsenergie aus Stellaratoren ans Netz zu bringen.“