Dennis L.
Exakte Zahlen mit mehreren Stellen hinter dem Komma wirken verwirrend. Wissenschaftler haben herausgefunden: Viele Menschen schätzen den Wert einer Zahl mit mehreren Nachkommastellen sogar falsch ein.
Troy (U.S.A.). Menschen haben es lieber gerundet. Zumindest was Zahlen angeht: Einen gerundeten Wert von 80 Prozent ziehen die meisten einem exakten Wert von beispielsweise 81,36 Prozent vor. Das haben Wissenschaftler um Gaurav Jain, einem Assistenzprofessor für Marketing an der Lally School of Management am Rensselaer Polytechnic Institute im US-amerikanischen Troy herausgefunden. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachmagazin Organizational Behavior and Human Decision Process veröffentlicht.
Die Studie mit dem Titel „Revisiting Attribute Framing: The Impact of Number Roundedness on Framing“ untersucht einen Bereich der verhaltensökonomischen Forschung. Dabei wird bewertet, wie Menschen Entscheidungen auf Grundlage der Art und Weise treffen, in der Informationen präsentiert werden.
Anhand von sechs Datensätzen mit mehr als 1.500 Teilnehmern überlegten Jain und seine Co-Autoren, wie sich die Wahrnehmung der Probanden verändern würde, wenn in Informationen Zahlen mit Nachkommastellen anstelle von gerundeten Zahlen verwendet werden. Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen nicht gerundete Zahlen irritierend finden.
Jain und sein Team ließen die Testpersonen Texte lesen, in denen sowohl gerundete als auch exakte Zahlen mit Kommastellen vorkamen. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass Zahlen wie 81,36 als einzigartig und schrill bewertet wurden. Etwa so, wie ein schwarzer Schwan aus einer Gruppe weißer Schwäne heraussticht. Mittels Eye-Tracking konnten die Forscher ermitteln, dass die Probanden der exotischen Zahl 81,36 deutlich mehr Aufmerksamkeit widmeten als der vertrauten Zahl 80.
Laut Jain wirkten Zahlen wie 91,34 auf etliche Testpersonen verwirrend. Um die Zahl irgendwie einzuordnen, würden viele Menschen die vollen 100 Prozent als Vergleichswert heranziehen. Umgekehrt würden kleine Zahlen wie 6,54 Prozent zur Vereinfachung mit null Prozent verglichen.
Jain und sein Team stellten den Testpersonen Fragen wie: „Ein Sportschütze hat eine Trefferquote von 81,36 Prozent. Als wie gut schätzen Sie den Schützen ein?“ Bei einigen Testpersonen tauschten die Wissenschaftler die 81,36 Prozent gegen 80 Prozent aus. Der Effekt: Diese Probanden schätzten den Sportschützen als erfolgreicher ein.
Die Ergebnisse der Untersuchung sollten laut Jean beispielsweise im öffentlichen Gesundheitswesen Beachtung finden. So müssten Manager und Beamte vorsichtig sein, wenn sie in Kommunikationsnachrichten Zahlen mit Nachkommastellen verwenden, da dies die subjektiven Bewertungen der Adressaten beeinflussen könne.
Organizational Behavior and Human Decision Proce, doi: 10.1016/j.obhdp.2020.04.006