Robert Klatt
Dark Patterns werden von fast allen großen Webseiten eingesetzt. Die Manipulationstechniken sind vor allem bei Senioren und Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau erfolgreich.
Brüssel (Belgien). Ein Großteil der in der Europäischen Union (EU) relevanten Webseiten und Apps nutzt laut einer Studie, die im Auftrag der EU-Kommission erstellt wurde, sogenannte Dark Patterns. Es handelt sich dabei um manipulative Designelemente und psychologische Tricks, mit denen Verbrauchern beeinflusst werden sollen. Laut der Studie kommen am häufigsten versteckte Informationen, falsche Hierarchien, virtuelle Drängel- und Gängeleien (Nagging), Vorauswahlen, Zwangsregistrierungen und problematische Stornierungen zum Einsatz.
Das wohl bekannteste Beispiel sind die Cookiebanner, bei denen die datenschutzunfreundliche Auswahl farblich hervorgehoben wird. Der Button für die datenschutzfreundliche Alternative wird hingegen unauffällig angezeigt.
Analysiert wurden im Rahmen der Studie die 45 Webseiten und 30 Apps, die in den 27 EU-Mitgliedstaaten die meisten Zugriffe haben. Dazu gehören unter anderem Google, Amazon, Facebook, Ebay, Zalando sowie Ikea sowie WhatsApp und TikTok.
Laut der Analyse nutzen E-Commerce-Plattformen primär Countdown-Timer, die die Nutzer mit einer vermeintlichen zeitlichen Begrenzung dazu bringen sollen, einen Kauf zu tätigen. Drängel- und Gängelversuche erfolgen vor allem bei Apps und Webseiten aus den Bereichen Gesundheit und Fitness.
Zudem zeigt die Studie, dass Durchschnittsverbrauchers die Verwendung von Dark Pattern „eher begrenzt“ erkennen. Durch den Einsatz dieser Manipulationen entstehen finanziellen Schäden, kognitive Belastungen, psychischer Schäden sowie Autonomie- und Privatsphäreverluste. Der Einsatz von Dark Pattern wirkt sich überdies negativ auf Konkurrenzunternehmen aus, die auf den Einsatz dieser Möglichkeiten verzichten.
Neben der Analyse der Onlineangebote erfolgten im Rahmen der Studie auch Verhaltensexperimente, mit denen Psychologen die neurophysiologischen und psychologischen Reaktionen bei Dark Pattern und deren Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung untersuchten.
Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass Dark Pattern in Kombination mit der Personalisierung bei vielen Menschen die Entscheidungen beeinflussen können. Besonders gut funktioniert dies bei Senioren und bei Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau.
EU-Veröffentlichungen, doi: 10.2838/859030