Robert Klatt
Einsamkeit ist in vielen Ländern ein ernstes Gesundheitsproblem. Die Bekämpfung sollte deshalb eine politische Priorität sein.
Sydney (Australien). Wissenschaftler der Universität von Sydney haben im Rahmen einer Metastudie ermittelt, dass in vielen Ländern Einsamkeit ein ernstes und weitverbreitetes Gesundheitsproblem ist. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin BMJ basiert die Metaanalyse auf 57 Metaanalyse, die den Gesundheitsfaktor Einsamkeit im Zeitraum von 2000 bis 2019 in 113 Ländern und Territorien untersucht hat.
Laut der Studie ist die Prävalenz der Einsamkeit in Nordeuropa am geringsten (2,9 % für junge Erwachsene, 2,7 % für Erwachsene mittleren Alters und 5,2 % für ältere Erwachsene). Am höchsten ist die Prävalenz der Einsamkeit in Osteuropa (7,5 % für junge Erwachsene, 9,6 % für Erwachsene mittleren Alters und 21,3 % für ältere Erwachsene). Die hohe Prävalenz in vielen Regionen ist laut den Autoren ein erstes Problem für die öffentliche Gesundheit.
Die Autoren erklären jedoch, dass die Datenbasis der Metastudie mit Einschränkungen verbunden ist. Dies liegt an den unterschiedlichen Messmethoden und Stichprobenverfahren der Studien. Zudem existieren aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen nur wenige Daten, die das Problem der Einsamkeit untersuchen.
Als Reaktion auf das Problem der Einsamkeit und die daraus resultierenden negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebenserwartung, fordern die Wissenschaftler die jeweiligen Regierungen auf, Gegenmaßnahmen zur gezielten Bekämpfung zu entwickeln.
In einem ebenfalls im BMJ publizierten Begleitkommentar, erklärt Roger O’Sullivan vom Institute of Public Health in Irland, dass Einsamkeit hohe Kosten für die Gesellschaft und die betroffenen Menschen verursacht. Der Wissenschaftler ist deshalb ebenfalls der Ansicht, dass die Bekämpfung eine politische Priorität sein sollte.
Zudem erklärt O’Sullivan, dass die Covid-19-Pandemie gezeigt hat, dass das Problem der Einsamkeit nicht nur Senioren betrifft. Das Gesundheitswesen muss demnach auch berücksichtigt, dass junge Menschen unter Einsamkeit leiden und entsprechende Ansätze entwickeln, die die gesamte Lebensspanne abdecken.
BMJ, doi: 10.1136/bmj-2021-067068
BMJ, doi: 10.1136/bmj.o280