Magic Mushrooms

Halluzinogener Drogenrausch lässt sich durch Placebo auslösen

Robert Klatt

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Der Placebo-Effekt tritt nicht nur bei Medikamenten, sondern auch bei halluzinogenen und psychedelischen Drogen auf. In Zukunft könnte dies zur besseren Behandlung von Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Problem genutzt werden.

Montreal (Kanada). Halluzinogene Drogen wirken auf Prozesse des Gehirns und verursachen so rauschhafte Bewusstseinsveränderungen. Diese Halluzinationen umfassen Veränderungen der Wahrnehmung, des Zeitempfindens sowie der Gedanken und der Emotionen. Inzwischen wird dies nicht nur zum Auslösen von Rauschzuständen genutzt, sondern auch von der Medizin, die mit Mikrodosierungen von Drogen zum Beispiel Depressionen und Angststörungen behandelt.

Wissenschaftler der McGill University haben deshalb nun untersucht, ob die gewünschten Effekte auch ohne halluzinogene Drogen mit Placebos erreicht werden können. In den vergangenen Jahren hat die Wissenschaft bereits belegt, dass diese wirkstofflosen Medikamente messbare Effekte auslösen können, selbst dann, wenn die Personen weiß, dass sie lediglich ein Placebo erhält. Ob ein ähnlicher Effekt auch bei „Placebo-Drogen“ auftritt, war hingegen noch unbekannt.

Magic Mushrooms Placebo

Laut der im Fachmagazin Psychopharmacology publizierten Studie haben die Wissenschaftler dazu 33 Probanden untersucht, denen von den Forschern erklärt wurde, dass sie auf einer Party einen halluzinogenen Wirkstoff erhalten werden, der dem Psilocybin aus Magic Mushrooms sehr ähnlich ist. Sie erklärten den Probanden im Vorfeld der Party, dass in den kommenden vier Stunden daher starke bewusstseinsverändernde Effekte auftreten können. Tatsächlich erhielten alle Probanden aber lediglich ein Placebo.

Im Verlauf der Party simulierten außerdem einige Schauspieler Rauscheffekte, die auf psychedelischen Party häufig auftreten, um das Umfeld für die Probanden noch realistischer zu gestalten. Die Wissenschaftler erklären, dass sie so „die individuelle Variation des Placebo-Effekts in einem möglichst natürlichen Umfeld ähnlich einer psychedelischen Party“ erforschen wollten.

Halluzinationen bei 61 Prozent der Probanden

Anhand eines standardisierten Fragebogens zu veränderten Bewusstseinszuständen untersuchten die Wissenschaftler anschließend, welchen Effekte die vermeintlichen Drogen bei den Probanden ausgelöst hatten. 61 Prozent der Studienteilnehmer berichteten von Halluzinationen, bei denen sich die Wände bewegten und Verformten, sich die Gravitation veränderte oder von anderen psychedelischen Effekten, die in Wellen auftraten.

Die Wissenschaftler um Jay Olson schlussfolgern daraus, dass der von Medikamenten bekannte Placebo-Effekt auch bei halluzinogenen und psychedelischen Drogen auftritt und bereits die Annahme, dass man ein Rauschmittel konsumiert hat, bei vielen Menschen ausreicht, um typische Symptome auszulösen. Samuel Veissière, Co-Autor der Studie erklärt, dass „psychedelischen Studien den Placebo-Effekt bisher offenbar unterschätzt haben.“

Therapiemöglichkeiten für Depression und Angststörungen

Die Studienergebnisse können laut den Forscher in Zukunft einen sehr praktischen Nutzen haben. Wie Olsen erklärt, „könnten angesichts der jüngsten Wiederentdeckung der psychedelischen Therapien bei Depression und Angstzustände könnten Mediziner solche kontextuellen Faktoren nutzen, um die gewünschten Effekte mit weit geringeren Dosierungen der Wirkstoffe zu erzielen.“ Dies würde die Sicherheit der Behandlungen deutlich erhöhen.

Psychopharmacology, doi: 10.1080/00223980.1955.9916156

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