Desinformationen in den Medien

Junge Menschen glauben oft an Verschwörungstheorien von TikTok und Co.

 Robert Klatt

TikTok wird für gezielte Desinformationen verwendet )kcotS ebodA77kcotsorcim(Foto: © 

Verschwörungstheorien und gezielte Desinformationen aus dem Ausland sind im Internet weitverbreitet. Besonders junge Menschen und TikTok-Nutzer erkennen die Fehlinformationen jedoch oft nicht. Menschen, die traditionelle Medien nutzen, sind weniger empfänglich für Desinformation.

Potsdam (Deutschland). In sozialen Netzwerken werden viele Fehlinformationen und Verschwörungstheorien geteilt. Angesichts der kommenden Bundestagswahlen ist es deshalb wahrscheinlich, dass ausländische Akteure versuchen, die öffentliche Debatte und damit auch die Wahlergebnisse zu beeinflussen. Forscher des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) haben deshalb im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNF) untersucht, wie Verschwörungstheorien und Desinformationen Menschen in Deutschland erreichen.

Die Umfrage unter 2.000 Menschen aus allen Altersgruppen zeigt, dass die Mehrheit der Befragten Falschinformationen in den Medien für ein „großes Problem“ hält, aber viele Menschen denken, dass sie diese nicht leicht erkennen können (56 %).

Desinformation aus China und Russland

Viele Umfrageteilnehmer erklärten, dass sie nicht erkennen, dass Russland (30 %) und China (40 %) gezielt Desinformation im Internet verbreiten. Gleichzeitig sind bedeutende Teile der befragten Deutschen der Ansicht, dass die U.S.A. (38 %) und Israel (33 %) Falschinformationen über soziale Netzwerke verbreiten.

Menschen unter 29 Jahre sind deutlich weniger misstrauisch als ältere Menschen und bezweifeln oft, dass Russland (42 %) und China (50 %) gezielt Fehlinformationen verbreiten. Am höchsten ist der Anteil der Menschen, die die Verbreitung von Falschinformationen durch Russland (50 %) und China (59 %) anzweifeln, bei TikTok-Nutzern.

Akzeptanz von russischen und chinesischen Desinformationen

Ein Großteil der deutschen ist der Meinung, dass der russische Krieg gegen die Ukraine Russland einen völkerrechtswidrig ist (78 %). Bei den unter 29-Jährigen (69,7 %) und den TikTok-Nutzern (66 %) ist der Anteil jedoch deutlich geringer. Zudem ist über ein Drittel der TikTok-Nutzer der Meinung, dass Russland Interesse an einem Frieden mit der Ukraine hat, während der Anteil in der Gesamtbevölkerung (18 %) und bei Menschen unter 29 Jahren (23 %) geringer ist.

Ähnlich verhält es sich auch bei Fehlinformationen zum chinesischen Regierungssystem. Die meisten Deutschen sind der Ansicht, dass es sich dabei um eine Diktatur handelt (81 %). Bei den unter 29-Jährigen (67 %) und den TikTok-Nutzern (66 %) ist der Anteil signifikant kleiner. Zudem sind viele Deutsche der Meinung, dass das chinesische Regierungssystem effizienter ist als eine Demokratie (30 %), während dies deutlich mehr TikTok-Nutzer denken (42 %).

Covid-19-Pandemie, Klimawandel und Co.

TikTok-Nutzer und unter 29-Jährige zweifeln zudem viele wissenschaftliche Erkenntnisse an. Viele junge Menschen (29 %) und TikTok-Nutzer (31 %) sind etwa der Ansicht, dass Impfstoffe nicht dabei helfen, Millionen Menschenleben jährlich zu retten.

Die meisten Deutschen (64 %) und jungen Menschen (67 %) sind der Meinung, dass der Klimawandel durch menschliche Aktivitäten mitverursacht wird. Bei den TikTok-Nutzern ist der Anteil deutlich geringer und liegt nur bei knapp über der Hälfte.

Ähnlich ist das Bild auch bei der Covid-19-Pandemie, die laut einem Viertel der Deutschen absichtlich von Regierungen oder Eliten gestartet wurde, um die Bevölkerung in ihrer Freiheit einschränken zu können. Bei TikTok glauben deutlich mehr Nutzer an diese Theorie (44 %).

„Die Umfrage zeigt: Wir haben das Ausmaß und die Gefahr von Desinformation in unserer Gesellschaft noch immer nicht erkannt. Junge Menschen sind deutlich empfänglicher für Desinformation und TikTok spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich chinesische und russische Desinformation weiter in unserer Mitte ausbreitet. Sie ist eine Gefahr für unsere Demokratie.“

Als Reaktion auf die Studie fordern die Autoren, dass traditionelle Medien in Deutschland gestärkt werden sollen und dass in Schulen der Umgang mit sozialen Medien vermittelt werden muss.

„Wer traditionelle Medien konsumiert, ist deutlich weniger empfänglich für Desinformation. Deshalb attackieren Extremisten gezielt deren Glaubwürdigkeit. Das Vertrauen in Medien ist an einem Tiefpunkt angelangt. Wir müssen traditionelle Medien stärken und endlich einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien in Schulen unterrichten.“

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