Robert Klatt
Menschen mit transphoben Ansichten behaupten häufig, dass Transidentität bei jungen Menschen lediglich eine vorübergehende Phase sei, die sie später bereuen würden. Tatsächlich bereuen junge Menschen ihre Transition nur sehr selten.
Princeton (U.S.A.). Wissenschaftler der Princeton University untersuchen im Rahmen des TransYouth Project seit längerem, wie sich geschlechtsanpassende Maßnahmen junge Menschen auswirken. Insgesamt haben am Forschungsprojekt 317 junge Transmenschen teilgenommen, die im Zeitraum von 2013 bis 2017 rekrutiert wurden. Bei einigen Teilnehmern konnten die Auswirkungen der Geschlechtsanpassung demnach über einen Zeitraum von rund zehn Jahren beobachtet werden.
Die jüngsten Teilnehmer waren zu Studienbeginn zwölf Jahre alt. Inzwischen nehmen nur noch 220 der ehemals 317 Probanden an der Studie teil. Ein Großteil der jungen Transmenschen (97 %) erhält noch immer geschlechtsanpassende Maßnahmen, darunter soziale, medizinische und psychologische Behandlungen, die dabei helfen sollen, die Geschlechtsidentität herzustellen. Nun haben die Forscher untersucht, ob die Probanden, die alle aus Kanada und den U.S.A. stammen, ihre Transition bereuen.
Laut der Publikation im Fachmagazin JAMA Pediatrics bereut ein Großteil der jungen Menschen (96 %) ihre geschlechtsanpassenden Maßnahmen nicht. Lediglich neun Probanden gaben an, dass sie ihre Transition zumindest teilweise bedauern. Davon haben vier ihre Behandlung abgebrochen und eine weitere Person steht kurz vor diesem Schritt, während die übrigen vier Transmenschen trotz ihre Bedenken, die Behandlung fortzusetzen.
Wie die Forscher erklären, ist der Begriff „Bedauern“ in der Studie sehr weit gefasst und beinhaltet nicht nur eine Unzufriedenheit mit der eigenen Geschlechtsidentität, sondern auch Probleme mit Ärzten und Medikamenten. Genaue Gründe für das Bedauern der Transition haben die Forscher nicht erfasst.
Zudem erklären die Wissenschaftler, dass die Studienergebnisse nur einschränkend aussagekräftig sind, weil ein Großteil der Probanden weiß ist und aus wohlhabenden Familien kommt. Andere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass eine Transition bei Menschen aus anderen Bevölkerungs- und Einkommensgruppen öfter zu negativen Erlebnissen führt. Es könnte deshalb sein, dass in anderen Stichproben deutlich mehr Transmenschen ihre geschlechtsanpassenden Maßnahmen bereuen. Ob dies tatsächlich so ist, wollen die Forscher in weiteren Studien untersuchen.
JAMA Pediatrics, doi: 10.1001/jamapediatrics.2024.4527