Smartphone-App

Künstliche Intelligenz hilft Rauchern beim Aufhören

Robert Klatt

Einfachere Rauchentwöhnung dank Smartphone-App mit KI )kcotS ebodAeenruot(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Menschen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, greifen oft in Trigger-Situationen erneut zur Zigarette
  • Eine neue Smartphone-App mit Künstlicher Intelligenz (KI) erkennt solche Situationen automatisch und leitet individuelle Interventionen ein
  • Laut einer Studie mit 209 Probanden erleichtert die App die Rauchentwöhnung stark

Eine Smartphone-App mit Künstlicher Intelligenz (KI) kann bei der Rauchentwöhnung helfen, in dem bei Trigger-Situationen individuelle Interventionen eingeleitet werden.

Norwich (England). Viele Menschen haben beim Rauchen eine Routine oder konsumieren Zigaretten vor allem, wenn der soziale Druck hoch ist. Entscheiden sich diese dazu, mit dem Rauchen aufzuhören, sind besonders solche Trigger-Situationen herausfordernd, weil bei ihnen der Wunsch nach einer Zigarette groß ist. Forscher der Universität von East Anglia (UEA) um Felix Naughton haben deshalb eine Smartphone-App entwickelt, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) solche Situationen erkennt und dabei hilft, einen Rückfall zu vermeiden.

„Wir wissen, dass der Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören, oft daran scheitert, dass der Drang zu rauchen ausgelöst wird, wenn man sich an Orten aufhält, an denen man früher geraucht hat.“

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nicotine & Tobacco Research basiert die App „Quit Sense“ auf dem Prinzip der Just-In-Time Adaptive Interventions (JITAI), das in der Psychologie erst seit kurzem erforscht wird. JITAI sind individuelle Maßnahmen, die in Trigger-Situationen helfen sollen. Dazu nutzen JITAIs Echtzeitdaten, mit denen sie Rückschlüsse auf den sozialen, emotionalen und physischen Zustands eines Menschen ziehen können. Diese Daten werden durch eine KI analysiert, die daraufhin zielgerichtete Interventionen einleitet.

KI erlernt persönliches Rauchverhalten

Bei der Anwendung von Quit Sense ist es erforderlich, dass die Anwender die künstliche Intelligenz zu Beginn mit ihrem individuellen Rauchmuster vertraut machen. Sie müssen jedes Mal, wenn sie eine Zigarette rauchen, dies in der Anwendung festhalten und dabei Informationen über ihre Gemütslage (z.B. "gestresst") und die Umgebung ("bei der Arbeit") angeben. Die App zeichnet zudem mittels GPS den jeweiligen Standort auf, sodass die KI innerhalb kurzer Zeit die Orte und Situationen erkennt, die zum Rauchen verführen könnten.

Sobald die Anwender den Wunsch äußern, das Rauchen einzustellen, warnt die App sie vor potenziellen Auslösern. Unterstützende Mitteilungen und kontextbezogene Fragen werden von der Anwendung bereitgestellt, um die Anwender auf die Situation hinzuweisen, ohne aufdringlich oder störend zu sein.

Intervention per Smartphone-App funktioniert

Zur Überprüfung der Effektivität des Ansatzes führten die Forscher eine kontrollierte Studie mit 209 Rauchern durch, die über soziale Medien angeworben wurden. Alle Probanden erhielten einen Link zu einem Raucherentwöhnungsprojekt des britischen National Health Service (NHS). Zusätzlich erhielt die Hälfte der Probanden Zugang zur Quit Sense-App.

Die Wissenschaftler baten die Teilnehmer nach sechs Wochen sowie nach einem Zeitraum von sechs Monaten, ihre Erfahrungen zu schildern. Jene, die angaben, das Rauchen eingestellt zu haben, wurden gebeten, eine Speichelprobe zur Bestätigung der Abstinenz abzugeben. Obwohl nicht alle diesem nachkamen, deuten die Ergebnisse auf einen klaren Zusammenhang hin: Die Anzahl der Personen, die das Rauchen aufgaben, war viermal höher unter jenen, die Zugang zur Quit Sense-App hatten, im Vergleich zu denjenigen, die lediglich auf die Unterstützung des NHS zurückgriffen. 

Die individuell angepasste und zeitgerechte Intervention erwies sich als wirksam. Naughton sieht darin einen Beleg für den erfolgreichen Einsatz von Smartphone-Technologie und maschinellem Lernen in medizinischen und psychologischen Interventionen.

„Indem wir Menschen, die versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, dabei helfen, diese Situationen zu lernen und zu bewältigen, können wir die Erfolgsquote erhöhen.“

Nicotine & Tobacco Research, doi: 10.1093/ntr/ntad032

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