Malen nach Zahlen und Co.

Kunst lindert Stress und verbessert kognitive Leistung

Robert Klatt

Senioren beim Malen )kcotS ebodA36ayirahctA(Foto: © 

Menschen, die selbst Kunst schaffen, haben eine höhere Stressresistenz und mehr neuronalen Verbindungen im Gehirn. Kunst könnte somit dabei helfen, die kognitive Leistungen zu erhalten.

Erlangen (Deutschland). In Deutschland wird Kunst als wichtige kulturelle Leistung angesehen. Gleichzeitig sind die unterschiedlichen Kunstformen beliebte Hobbys bei Menschen aller Altersgruppen. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) um Anne Bolwerk haben nun in Kooperation mit dem Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ) untersucht, wie sich Kunst auf den Menschen auswirkt. Konkret untersucht wurde in der Studie das Zeichnen von Bildern.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin PLOS ONE gingen die Autoren davon aus, dass Menschen beim Ausüben von Kunst ihren Blick nach Innen richten und sich mit sich selbst beschäftigen. Dies könnte den Umgang mit Stress verbessern. Überdies müssen Menschen für kreative Arbeiten unterschiedliche Inhalte verknüpfen, um alte Erinnerungen abrufen zu können. Es könnte deshalb sein, dass Kunst die Gedächtnisleistung positiv beeinflusst.

Probanden absolvieren Kunstkurs

Um ihre Thesen zu überprüfen, haben die Forscher eine Studie mit 28 Probanden im zwischen 62 und 70 Jahren durchgeführt. Eine Gruppe absolvierte einen zehnwöchigen Kunstkurs mit einem zweistündigen Termin pro Woche. Die Themen des Kunstkurses wurden jede Woche gewechselt und ähnelten dem Kunstunterricht an Schule. Sie enthielten neben moderner Kunst also noch vielen andere Stilrichtungen.

Zudem haben die Lehrer die Probanden dazu ermutigt, eine individuelle künstlerische Ausdrucksform zu entwickeln und sich künstlerisch zu verwirklichen. Neben dem freien Zeichnen und Malen funktioniert dies laut den Experten von Lieblingsart besonders bei Einsteigern auch mit dem beliebten Malen nach Zahlen.

Die zweite Gruppe absolviert einen Unterricht in Kunstgeschichte, war aber selbst nicht künstlerisch aktiv. Es sollte so untersucht werden, ob bereits die Beschäftigung mit Kunst oder nur das Schaffen eigener Kunst die erhofften Effekte verursacht.

Höhere Stressresistenz durch Kunst

Alle Probanden beantworteten vor und nach den zehnwöchigen Kursen einen Fragebogen zu ihrer Stressresistenz. Laut den Ergebnissen verbessert Kunst die Fähigkeit, mit den negativen Effekte von Stress umzugehen. In der Kunstgeschichtsgruppe hat sich die Stressresistenz hingegen nicht verändert. Die Studie bestätigt somit frühere Studien, laut denen die Beschäftigung mit dem Selbst die Stressresistenz erhöhen kann.

Überdies haben die Forscher mit der funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) die Gehirnstrukturen der Probanden analysiert. Die Untersuchungen zeigen, dass das Anfertigen von Zeichnungen zu einer Zunahme der neuronalen Verbindungen im Gehirn führt. In der Kunstgeschichtsgruppe kam es nicht zu diesen Anpassungen. Die Vernetzung der Neuronen ist vor allem für die Gedächtnisleistungen entscheidend. Kunst könnte deshalb dabei helfen, die kognitive Leistungen zu erhalten.

PLOS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0101035

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