Robert Klatt
Trennungsschmerzen können durch Methoden wie die kognitive Verhaltenstherapie nicht bei allen Menschen geheilt werden. Eine neue Studie zeigt nun, dass eine elektrische Hirnstimulation Liebeskummer in schweren Fällen lindern kann.
Zanjan (Iran). Liebeskummer, auch bezeichnet als Trennungsschmerz, kann bei manchen Menschen ernste Konsequenzen auslösen, zu denen unter anderem Depressionen, Angst, Schlaflosigkeit, ein Verlust des Selbstwertgefühls und im schlimmsten Fall der Suizid gehören. Die Psychologie kann Liebeskummer bislang mit unterschiedlichen Methoden wie der kognitiven Verhaltenstherapie behandeln. Diese Behandlungsmöglichkeiten funktionieren aber nicht bei allen Patienten. Die Wissenschaft sucht deshalb nach alternativen Methoden.
Forscher der University of Zanjan haben nun untersucht, ob eine elektrische Hirnstimulation mit leichten Stromstößen helfen. Dabei werden minimale Stromimpulse mit etwa einem Milliampere durch das Denkorgan geschickt. Eine Studie der Medical University of South Carolina (MUSC) hat bereits belegt, dass diese Methode Rauchern beim Aufhören helfen kann.
Laut der Publikation im Journal of Psychiatric Research haben die Wissenschaftler bei den Probanden mit den leichten Stromstößen eine Hirnregion im Frontallappen der Großhirnrinde, die die Emotionen steuert, stimuliert. Dazu haben die Teilnehmer über einen Zeitraum von fünf Tagen zweimal täglich für 20 Minuten über Elektroden auf ihrer Schädeldecke entsprechende Impulse erhalten. Bei einer Kontrollgruppe wurde lediglich simuliert, dass der Strom durch die Kopfhaut und Schädeldecke in den präfrontalen Cortex gelangt.
Bei den Probanden, die nicht in der Kontrollgruppe waren, deren Frontallappen der Großhirnrinde also tatsächlich mit Strom stimuliert wurde, hat die Therapie zu einem deutlichen Rückgang des Liebeskummers geführt. Die positiven Effekte waren auch einen Monat der Behandlung noch vorhanden. Am größten waren die Auswirkungen bei Personen, bei denen die Stromimpulse in den seitlich zum Rücken liegenden Teil des präfrontalen Cortex geschickt wurden. Bei Probanden, die die Stromimpulse in ihren seitlich zum Bauch liegenden Teil des präfrontalen Cortex erhielten, wurde ebenfalls eine positive Wirkung festgestellt, die jedoch etwas schwächer war.
In kommenden Studien möchten die Forscher ihre Ergebnisse mit deutlich mehr Probanden untersuchen. Sollte auch diese Studie erfolgreich verlaufen, ist es denkbar, dass die neue Behandlungsmethode gegen Liebeskummer auch im klinischen Alltag verwendet wird.
Journal of Psychiatric Research, doi: 10.1016/j.jpsychires.2024.05.020