Maskulinität

Männer mit traditionellen Rollenbildern haben höheres Selbstmordrisiko

Robert Klatt

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Männer mit traditionell maskulinen Rollenbildern, vor allem sogenannte Stoiker, haben ein deutlich höheres Suizidrisiko als Männer, denen diese gesellschaftlichen Rollenbilder nicht wichtig sind.

Zürich (Schweiz). Die globale Suizidrate ist bei Männern etwa zwei- bis viermal höher als bei Frauen. Laut dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) liegt dies unter anderem daran, dass das Selbstmordrisiko bei Männern oft erst sehr spät oder gar nicht von anderen Menschen, etwa Ehe- und Lebenspartnern, erkannt wird. Forscher der Universität Zürich (UZH) haben nun zudem eine Studie publiziert, laut der auch soziokulturelle Faktoren das Suizidrisiko bei Männern signifikant beeinflussen.

Laut der Publikation im Fachmagazin Heliyon haben knapp 500 Männern aus deutschsprachigen Ländern für die Studie Fragebögen zu ihren gesellschaftlichen Rollenbildern beantwortet. Ein Großteil der Probanden gab an, dass eine Übereinstimmung mit traditionellen Maskulinitätsideologien für sie keine wesentliche Rolle spielt (60 %). Die Wissenschaftler bezeichnen diese Gruppe als Egalitäre.

Stellenwert von traditionellen Maskulinitätsideologien

Die übrigen Männer haben die Forscher in zwei Gruppen unterteilt. Die erste Gruppe (15 %) hat eine patriarchalische Einstellung, in der die Maskulinität einen hohen Stellenwert einnimmt. Männer aus dieser Gruppe, die die Forscher als Player bezeichnen, empfinden es als wichtig, dass die Gesellschaft sie als heterosexuell wahrnimmt und legen Wert darauf, unterschiedliche Sexualpartnerinnen zu haben. Die übrigen Männer (25 %) gehören in die Gruppe der sogenannten Stoiker, für die vor allem traditionelle Normen wichtig sind, darunter die Kontrolle von Emotionen, eine höhere Risikobereitschaft und Eigenständigkeit.

Das Selbstmordrisiko der Stoiker ist doppelt so hoch wie dies der Egalitären, während das Suizidrisiko bei Playern und Egalitären nahezu gleich ist. Laut den Wissenschaftlern liegt dies unter anderem an der höheren Risikobereitschaft der Stoiker und ihrem „Verstecken“ von Emotionen, die in Kombination einen Tunnelblick auslösen können, bei dem Suizid als letzter Ausweg erscheint.

„Gerade in einer belastenden Situation oder einer psychischen Krise bilden die Einstellungen der Stoiker eine sehr problematische Kombination. Ich darf meine Gefühle nicht zeigen, und ich muss meine Probleme allein lösen.“

Stoiker sind oft junge Männer

Die Studie zeigt zudem, dass traditionelle Rollenbilder nicht nur bei älteren Männern existieren. Der Altersdurchschnitt der Stoiker ist deutlich geringer als der Altersdurchschnitt der Player und Egalitären. Angesichts dieser Situation empfehlen die Forscher neue Interventionsmethoden, die speziell an die Bedürfnisse von jungen Stoikern ausgerichtet sein sollen. Aktuell werden Faktoren für einen Suizid, etwa Depressionen, in dieser Gruppe oft übersehen.

„Depressionen äußern sich bei diesen Männern oft nicht durch klassische Symptome, sondern als somatische Probleme wie etwa Rückenschmerzen. Sie drücken ihre negativen Gefühle auch häufig durch Aggressionen oder risikoreiches Verhalten aus, statt darüber zu sprechen.“

Hilfe bei Gedanken an Suizid:

Wenn Ihre Gedanken darum kreisen, sich das Leben zu nehmen oder Sie solche Gedanken bei Angehörigen festgestellt haben, bieten verschiedene Organisationen Hilfe und Auswege an. Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter http://www.telefonseelsorge.de.

Heliyon, doi: 10.1016/j.heliyon.2024.e39094

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