Mobilitätsstudie

Nimmt die Lebenszufriedenheit durch eine Abhängigkeit vom Auto ab?

 Robert Klatt

Autofahrerin ist unglücklich beim Fahren )kcotS ebodAacirfA weN(Foto: © 

Menschen mit einem Auto sind glücklicher. Wenn die Abhängigkeit vom Auto zu stark ist, nimmt die Lebenszufriedenheit jedoch ab.

Tempe (U.S.A.). Die U.S.A. ist eines der Länder mit der global höchsten Autodependenz. Aufgrund der ausgedehnten Vorstädte und des schlecht ausgebauten öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) besitzen über 90 Prozent der Haushalte mindestens ein Auto und ein 87 Prozent der Amerikaner fahren mindestens einmal täglich Auto. Rund die Hälfte der gefahrenen Strecken ist kürzer als drei Meilen (4,83 Kilometer).

Eine Studie der Arizona State University (ASU) zeigt nun, dass diese starke Abhängigkeit vom Auto, die in den U.S.A. oft mit individueller Freiheit und Wohlstand assoziiert wird, die allgemeine Lebenszufriedenheit reduziert.

„Autodependenz hat einen Schwellenwert: Wer das Auto nur gelegentlich nutzt, profitiert von mehr Lebenszufriedenheit. Wird das Autofahren jedoch zum dominierenden Faktor, berichten die Menschen von einem Rückgang des Glücksgefühls. Extreme Autodependenz hat ihren Preis – bis zu dem Punkt, an dem die Nachteile die Vorteile überwiegen.“

Wie die Forscher erklären, hat die Wissenschaft bisher vor allem die psychologischen Effekte während der Fahrt untersucht, aber kaum die Auswirkungen des Autofahrens auf das übrige Leben. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Travel Behaviour and Society hat das Team der ASU deshalb eine Umfrage unter US-Bürgern erstellt, die die Fahrgewohnheiten und Lebenszufriedenheit verknüpft. Dabei haben sie Faktoren wie Einkommen, Familienstand, ethnische Zugehörigkeit und gesundheitliche Einschränkungen berücksichtigt.

Positive und negative Aspekte des Autofahrens

Die Umfrage zeigt, dass der Autobesitz mit vielen positiven Aspekten verbunden ist, darunter vor allem die Freiheit, sich jederzeit unabhängig bewegen zu können. Die Teilnehmer gaben an, dass sie ihr Auto vor allem als „bequem“, „praktisch“ und „zuverlässig“ ansehen und ohne ein Auto an vielen gesellschaftlichen Aspekten nicht teilnehmen könnten. Viele Umfrageteilnehmer verbinden jedoch auch negative Aspekte mit dem Autofahren, darunter Stress im Verkehr, hohe Kosten und mangelnde körperliche Aktivität.

Die Schwelle der übermäßigen Autoabhängigkeit, bei der die negativen Aspekte die positiven Aspekte überwiegen, wird überschritten, wenn eine Person in einer normalen Woche mehr als die Hälfte seine Wege mit dem Auto zurücklegen muss.

„Manche Menschen fahren viel Auto und fühlen sich dabei wohl, andere empfinden es jedoch als echte Belastung. Die Studie fordert nicht, das Autofahren komplett einzustellen. Vielmehr sollten wir ein Gleichgewicht finden. Für viele Menschen ist Autofahren keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit. Daher ist es wichtig, alternative Optionen zu schaffen.“

Angesichts der Studienergebnisse empfehlen die Forscher, die stark autozentrierte Stadtplanung in den U.S.A. zu überdenken, damit die Abhängigkeit vom Auto reduziert werden kann. Sinnvoll wäre laut ihnen ein Fokus auf einen besseren ÖPNV, einen Ausbau der Radinfrastruktur und fußgängerfreundliche Städte.

Travel Behaviour and Society, doi: 10.1016/j.tbs.2024.100954

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