Gehirnaktivität beeinflusst

Nostalgische Gefühle lindern Schmerzen

Robert Klatt

Nostalgische Gefühle )moc.yabaxipkulomraj(Foto: © 

Nostalgische Gefühle hemmen die Schmerzschaltkreise im Gehirn. Bilder, die etwa an glückliche Kindheitstage erinnern, können das Schmerzempfinden deshalb reduzieren.

Peking (China). Der reizbedingte Schmerz ist ein wichtiges Warnsignal des menschlichen Körpers, das von Nervenbahnen und speziellen Sensoren erzeugt und interpretiert wird. Neben dem objektiven Schmerz existiert jedoch noch ein subjektiver, rein neurologischer Faktor. Dieser entscheidet darüber, wie intensiv Schmerzen empfunden werden und ob diese chronisch werden.

Ein Team der Chinesischen Akademie der Wissenschaften um Ming Zhang hat nun einen Faktor entdeckt, der die Schmerzempfindung reduzieren kann. Laut ihrer Publikation im Journal of Neuroscience basiert die Studie auf dem Wissen, dass die Schmerzwahrnehmung durch positive Gefühle gedämpft werden kann. Die Forscher untersuchen deshalb, ob die Schmerzempfindlichkeit auch durch positive Erinnerungen beeinflusst werden kann. Dabei konzentrierten sie sich im Speziellen auf nostalgische Gefühle.

Wahrnehmung eines Hitze-Schmerzreizes

Untersucht haben die Wissenschaftler dies mit einem Experiment, bei dem die Probanden einem Hitze-Schmerzreiz ausgesetzt wurden. Mittels der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) wurde dabei die Hirnaktivität der Teilnehmer aufgezeichnet. Diese ermöglicht Rückschlüsse auf den reizbedingten Schmerz der Menschen.

Zudem bewerteten die Probanden die Intensität ihrer Schmerzen subjektiv anhand einer Skala. Während des Experiments wurden den Testpersonen verschiedene Bilder gezeigt, darunter neutrale Bilder sowie Bilder mit Kindheitserinnerungen wie Comics und bekannte Süßigkeiten.

Nostalgische Gefühle reduzieren Schmerzempfinden

Die Ergebnisse des Experiments offenbaren signifikante Unterschiede. Probanden, die Bilder betrachten, die nostalgische Gefühle bei ihnen auslösten, empfanden die Hitze-Schmerzreize als weniger stark. Besonders deutlich machte sich der schmerzlindernde Effekt bei schwächeren Reizen bemerkbar.

Anschließend untersuchten die Wissenschaftler, ob die nostalgischen Gefühle auch die Hirnaktivität während des Experiments beeinflusst hat. Dabei stellten sie fest, dass beim Anschauen entsprechender Bilder der vordere Teil des Thalamus auffallend aktiv war. Es handelt sich hierbei um einen Teil des Gehirns, der für die Weiterleitung von Signalen wie Schmerzreizen an die Großhirnrinde zuständig ist. Diese Weiterleitung wird durch Nostalgie beeinflusst. „Der Thalamus spielt eine Schlüsselrolle als zentrales Verbindungsstück für den schmerzlindernden Effekt“, erläutert Zhang.

Schmerzschaltkreise durch Nostalgie gehemmt

Laut den fMRT-Scans aktiviert Nostalgie zunächst den vorderen Thalamus. Dadurch kann der hintere Thalamus die Schmerzreize nicht vollumfänglich an die Verarbeitungszentren der Großhirnrinde weiterleiten. Der linke Gyrus lingualis und der Gyrus parahippocampalis zeigen deshalb eine deutlich verminderte Aktivität, wenn bei einem Schmerzreiz parallel Nostalgie gefühlt wird.

Dies zeigt laut den Autoren, dass sich Gefühle wie die Nostalgie zur Schmerztherapie nutzen lassen. Besonders bei leichteren Schmerzen können positive Erinnerung so stark schmerzlindernd wirken, dass Medikament nicht mehr benötigt werden.

Journal of Neuroscience, doi: 10.1523/JNEUROSCI.2123-21.2022

Spannend & Interessant
VGWortpixel