Robert Klatt
Die sogenannte Konfetti-Illusion verursacht eine Farbassimilation, die dazu führt, dass unreife Organen in einem orangen Plastiknetz reif und appetitlich wirken. Die optische Wahrnehmungstäuschung entsteht, weil das Gehirn die vorliegenden Informationen mit älteren Sinneseindrücken und Erfahrung kombiniert.
Gießen (Deutschland). Obst und Gemüse sind im Supermarkt oft in gleichfarbigen Netzen verpackt. Besonders Organen wirken dadurch reif und appetitlich, obwohl sie noch stellenweise grün sind. Die Netze dienen also vor allem dem besseren Verkauf der Ware, die durch die optisch hochwertiger wirkt. Forscher der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) haben nun eine Studie publiziert, laut der diese Wahrnehmungstäuschung durch die sogenannte Konfetti-Illusion, die in der Wissenschaft auch als Farbassimilation bezeichnet wird, ausgelöst wird.
Eine Wahrnehmungstäuschung bezeichnet eine falsche Interpretation von Sinnesreizen, die unter anderem dadurch verursacht werden kann, dass unvollständige Informationen vorliegen, die das Gehirn mit älteren Sinneseindrücken und Erfahrung kombiniert und dadurch einen neuen, nicht realen Sinneseindruck bildet.
Laut der Publikation im Fachmagazin i-Perception kommt die optische Wahrnehmungstäuschung bei den im farbigen Netz eingepackten Organen zustande, weil das Obst den Farbton des darüber gelegten Musters annimmt. Obwohl das Obst noch nicht vollkommen orange und reif ist und noch grüne Stellen hat, erscheint es dadurch innerhalb des Netzes vollkommen reif.
Um zu untersuchen, ob der beobachtete Effekt durch Reflexionen zwischen den Organen und dem Netz entsteht, hat der Farbforscher Prof. Dr. Karl Gegenfurtner das Netz grafisch auf einer unreifen Orange positioniert. Obwohl es in diesem Fall nicht zu Reflexionen kommen konnte, erscheint die teilweise noch grüne Frucht dadurch reif.
„Ich schließe daraus, dass die Farbassimilation allein eine starke Auswirkung auf das Erscheinungsbild der Farbe hat. Eine große Freude für den Farbwissenschaftler – ein trauriger Moment für den Verbraucher!“
i-Perception, doi: 10.1177/20416695241258748