Hohe Temperaturen

Politische Reden werden bei Hitzewellen einfacher

Robert Klatt

Frau hält eine politische Rede )kcotS ebodAsnoitcudorP acedlA(Foto: © 

Hohe Temperaturen beeinflussen die kognitiven Fähigkeiten des Menschen. Dies wirkt sich auch auf politische Reden aus, die während Hitzewellen deutlich simpler sind.

Rostock (Deutschland). Wissenschaftler der Harvard T.H. Chan School of Public Health haben bereits 2018 entdeckt, dass hohe Temperaturen die kognitiven Fähigkeiten des Menschen beeinflussen und zu einem „Erschlaffen“ des Denkens führen. Laut einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) beeinflussen hohe Temperaturen zudem die psychische Gesundheit des Menschen und sorgen unter anderem dafür, dass Hasskommentare im Internet zunehmen.

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) haben nun untersucht, ob und wie Hitzewellen, die durch den Klimawandel öfter und länger auftreten, sich auf politische Reden auswirken. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin iScience haben sie dazu über sieben Millionen Reden aus acht Länder analysiert.

Flesch-Kincaid-Lesbarkeitsindex der Reden

Um die Qualität der Reden zu untersuchen, hat ein spezielles Tool automatisch ihren Flesch-Kincaid-Lesbarkeitsindex ermittelt. Es handelt sich dabei um einen Wert, der zeigt, nach wie vielen Jahren Schulbildung eine Person einen Text verstehen kann. Den Flesch-Kincaid-Lesbarkeitsindex haben die Forscher anschließend mit der Temperatur des Tages, an dem die Rede gehalten wurde, verknüpft.

Qualität der Reden nimmt bei Hitzewellen ab

Die Analyse der politischen Reden offenbart, dass ihre Qualität während Hitzewellen abnimmt. Die Komplexität sinkt demnach ab einer Temperatur von 27 Grad Celsius deutlich. Zwischen besonders kühlen und besonders warmen Tagen liegt beim Flesch-Kincaid-Lesbarkeitsindex etwa ein halbes Schuljahr. Zudem zeigt die Studie, dass Reden von älteren Politikern bereits bei Temperaturen zwischen 21 und 24 Grad Celsius einfacher werden. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass Senioren stärker unter hohen Temperaturen leiden.

Die Daten offenbaren überdies deutliche Geschlechterunterschiede. Die Reden von männlichen Politikern sind demnach bei höheren Temperaturen deutlich simpler als die Reden von weiblichen Politikern.

iScience, doi: 10.1016/j.isci.2024.110106

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