Problematische Gewohnheit?

Pornokonsumenten lassen sich in drei Gruppen unterteilen

Robert Klatt

Paar schaut einen pornografischen Film )kcotS ebodAssenisubykcul(Foto: © 

Im Internet sind pornografische Inhalte stets verfügbar. Eine Studie zeigt nun, dass die Konsumenten von Videos, Fotos und Livecams in drei Hauptgruppen unterteilt werden können.

Quebec (Kanada). Forscher der Universität Laval haben untersucht, ob und wie Menschen die pornografische Inhalte konsumieren, sich voneinander unterscheiden und ob sie in Gruppen unterteilt werden können. Laut der Publikation im The Journal of Sexual Medicine haben an der Studie, die die Gewohnheiten beim Anschauen von Pornografie untersucht hat, 830 Personen, darunter sowohl Singles als auch Menschen in Beziehungen, teilgenommen.

Es wurde spezifisch erfragt, wie oft sie pornografische Inhalte konsumieren, ob die Filme, Livecams und die anderen Formen der Pornografie ihre Bedürfnisse im Alltag beeinflussen und ob sie danach intensive Emotionen wie Scham verspüren. Überdies wurden die Probanden nach ihrer sexuellen Zufriedenheit und ihrer Neigung, echten Sex im Zusammenhang mit ihren Pornografiegewohnheiten zu vermeiden, befragt.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ein Großteil (70 %) der Befragen Frauen war. Die meisten Teilnehmer waren heterosexuell (80 %) und das Durchschnittsalter lag bei 25 Jahren. Anhand der analysierten Antworten haben die Wissenschaftler drei Hauptgruppen der Pornokonsumenten identifiziert.

Freizeitnutzer (recreational)

Freizeitnutzer sind laut den Studienautoren die einzige als gesund zu betrachtende Hauptgruppe. Diese Personen sind sexuell zufrieden, zeigen eine geringe sexuelle Zwanghaftigkeit, was bedeutet, dass sie nicht übermäßig von sexuellen Fantasien besessen sind und haben eine geringe Neigung, Sex zu vermeiden. Sie fühlen sich also nicht ängstlich oder gestresst bei dem Gedanken, mit einer realen Person Sex zu haben.

Etwa 75,5 Prozent der Studienteilnehmer gehörten dieser Gruppe an. Die Forscher stellten fest, dass es sich dabei häufig um alleinstehende Frauen oder Menschen in Beziehungen handelt. Durchschnittlich sehen diese Konsumenten wöchentlich etwa 24 Minuten pornografische Inhalte wie die Livecam von Anni Angel, Fotos oder Videos. 

Stark verzweifelte, aber nicht zwanghafte Nutzer (highly distressed non-compulsive)

Stark verzweifelte, aber nicht zwanghafte Nutzer konsumieren im Mittel 110 Minuten pro Woche pornografische Inhalte. Sie verbringen damit die meiste Zeit aller drei Gruppen mit Selbstbefriedigung und schauen wahrscheinlich häufiger allein Pornos. Die Studie zeigt, dass in dieser Gruppe überwiegend Männer vertreten sind. Sie empfinden mehr emotionale Belastung im Kontext ihres Pornokonsumes, bemühen sich intensiver, Pornografie zu finden und verspüren das stärkste zwanghafte Bedürfnis, zuzuschauen.

Zwanghafte Nutzer (compulsive)

Die Forscher sind auch der Ansicht, dass es eine Gruppe gibt, die Pornografie nutzt, um sich selbst zu beruhigen oder sich besser zu fühlen. Dies betrifft etwa 12,7 Prozent der untersuchten Stichprobe, die geringere sexuelle Zufriedenheit, höhere sexuelle Zwanghaftigkeit und stärkere sexuelle Vermeidung aufweisen.

Menschen in dieser Gruppe schauen durchschnittlich nur etwa 17 Minuten pro Woche Pornos. Dies führte die Forscher zu der Annahme, dass ein Gefühl von Schuld oder Scham nach dem Schauen nicht unbedingt damit zusammenhängt, wie oft jemand Pornos schaut. Vielmehr nutzen die Mitglieder dieser Gruppe Pornografie als letzten Ausweg für ihre zwanghaften sexuellen Bedürfnisse, obwohl sie kaum echte sexuelle Aktivitäten ausüben können.

Gelegentlicher Pornokonsum ist nicht problematisch

Grundsätzlich legen diese Ergebnisse nahe, dass Menschen, die gelegentlich Pornos schauen, eher gesund sind und Zufriedenheit in ihrem Sexleben empfinden. Die anderen beiden Gruppen hingegen neigen eher dazu, ihre realen Beziehungen und sexuellen Begegnungen aufgrund ihrer Sehgewohnheiten zu beeinträchtigen.

Überdies betonen die Wissenschaftler, dass Frauen häufiger zu den gelegentlichen Konsumenten gehören, während Männer überproportional in der Gruppe der zwanghaften Zuschauer vertreten sind. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass das Verhältnis von Frauen zu Männern in der untersuchten Stichprobe 70 zu 30 betrug, was gewisse Verzerrungen hervorrufen könnte.

The Journal of Sexual Medicine, doi: 10.1016/j.jsxm.2016.10.016

Spannend & Interessant
VGWortpixel