Robert Klatt
Ungeduldige und risikotolerante Menschen werden mit höherer Wahrscheinlichkeit kriminell. Auch die kognitiven Fähigkeiten beeinflussen das Risiko signifikant.
Kopenhagen (Dänemark). Risikoscheue, geduldige und altruistische Menschen neigen laut der ökonomischen Theorie weniger dazu, Straftaten zu begehen als risikotolerante, ungeduldige und eigennützige Personen. Eine Studie der Universität Kopenhagen hat dies nun bestätigt. Laut der Publikation im Fachmagazin PNAS hängt vor allem die Risikotoleranz mit der Entstehung von Kriminalität zusammen.
Das Team um Thomas Epper analysierte dazu Daten von etwa 5.400 jungen, dänischen Männern. Diese verknüpften die Wissenschaftler mit Schulnoten, dem Strafregisterauszug der Probanden und ihren Charaktereigenschaften, die im Rahmen der Studie experimentell erhoben wurden.
Laut der Analyse beeinflussen die persönlichen Eigenschaften stark, welche kriminellen Taten ein Mensch begeht. Ungeduld und insbesondere Risikofreude erhöhen demnach die Wahrscheinlich, dass ein Mensch ein Eigentumsdelikt verübt. Ein Mangel an Selbstkontrolle erhöht hingegen die Wahrscheinlich dafür, dass ein Mensch ein Gewalt-, Drogen- und Sexualdelikt ausführt.
Insgesamt ist die Kriminalitätsräte bei den risikotolerantesten Menschen um acht bis zehn Prozentpunkte höher als in den sehr risikoscheuen Teilen der Bevölkerung
„Der Einfluss, den Risikobereitschaft und Geduld auf die Kriminalitätsraten haben, sollte in Präventionsstrategien berücksichtigt werden. Denn diejenigen Personen, die am ehesten zu Straftaten neigen, sind auch jene, die am wenigsten auf eine strengere Strafverfolgung reagieren“, erklärt Studienmitautor Ernst Fehr von der Universität Zürich.
Außerdem zeigt die Studie, dass auch die kognitiven Fähigkeiten, die die Forscher anhand der Schulnoten ermittelten, sich stark auf die Straffälligkeit auswirken. Menschen mit schlechten Noten werden demnach in ihrem späteren Leben oder schon während der Schulzeit straffällig.
PNAS, doi: 10.1073/pnas.2112645119