Robert Klatt
Liebesbeziehungen haben für Männer eine höhere Bedeutung als für Frauen. Dies liegt daran, dass emotionalen Bedürfnisse der Männer meistens von ihrer Partnerin erfüllt werden, während Frauen auch aus ihrem übrigen Umfeld emotionale Unterstützung erhalten.
Berlin (Deutschland). Liebesbeziehungen sind in Frauenzeitschriften sowie in Filmen und Büchern, die sich primär an Frauen richten, ein beliebtes Thema. Außerdem werden in den Medien weibliche Singles oft als bemitleidenswerter dargestellt als Singlemänner. Viele Menschen sind deshalb der Ansicht, dass romantische Beziehungen für Frauen einen höheren Stellenwert haben als für Männer.
Wissenschaftler am Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin) haben nun untersucht, ob dies der Realität entspricht. Sie haben dazu über 50 Studien zu Geschlechterunterschieden in romantischen Beziehungen bei heterosexuellen Paaren analysiert. Die Ergebnisse der Studien haben die Forscher zu einem Modell verbunden, dass die Geschlechtsunterschiede in unterschiedlichen Beziehungsphasen zeigt.
„Männer sind offenbar tendenziell stärker darauf fokussiert, feste Beziehungen einzugehen. Außerdem wirken sich diese Beziehungen bei Männern positiver auf Wohlbefinden und Gesundheit aus als bei Frauen. Selbst die Lebenserwartung von Männern hängt stärker davon ab, ob sie in einer festen Beziehung leben, als das bei Frauen der Fall ist.“
Laut der Publikation im Fachmagazin Behavioral and Brain Sciences zeigt die Analyse der psychologischen und soziologischen Studien, die größtenteils in den letzten 20 Jahren publiziert wurden, zudem, dass Männer deutliche seltener eine feste Liebesbeziehung beenden, nach einer Trennung einsamer sind und die positiven Seiten einer Trennung oft nicht sehen. Die Forscher erklären, dass feste Liebesbeziehungen für Männer einen so hohen Stellenwert haben, weil diese ihre emotionalen Bedürfnisse decken.
„Aus zahlreichen Studien wissen wir, dass Frauen typischerweise mehr emotionale Unterstützung von ihrem sozialen Umfeld erhalten als Männer. Daher sind heterosexuelle Männer stärker von ihrer festen Partnerin abhängig, um ihre emotionalen Bedürfnisse zu erfüllen als heterosexuelle Frauen. Kurz gesagt, feste Beziehungen sind psychologisch wichtiger für Männer als für Frauen.“
Wie die Forscher erklären, helfen die neuen Forschungsergebnisse dabei, das Verständnis von Gesundheit und der Bedeutung von Beziehungen und Freundschaften zu verbessern. Sie zeigen, dass Männer ohne eine feste Beziehung oft nicht ausreichend soziale Kontakte haben, die sie emotional unterstützen. Diese Einsamkeit kann laut einer Studie der Universität von Sydney ein ernstes Gesundheitsproblem sein, das unter anderem das Energieniveau des Menschen reduziert.
„Soziale Normen haben einen Einfluss darauf, dass Frauen häufiger Emotionen mit anderen teilen und sich gegenseitig stärker unterstützen als Männer das tun. Schon kleine Kinder erleben diese Normen, denen zufolge es für Mädchen viel üblicher und angemessener ist als für Jungen, Emotionen und Verletzlichkeiten zu teilen.“
Behavioral and Brain Sciences, doi: 10.1017/S0140525X24001365