Robert Klatt
Wut gilt als negative Emotionen. Eine Studie hat nun untersucht, ob das Gefühl dem Menschen dabei helfen kann, seine Ziele zu erreichen.
College Station (U.S.A.). In der Psychologie existiert eine Theorie, laut der positive und negative Emotionen den Menschen in bestimmten Situationen helfen sollen. Trauer ist demnach etwa ein Gefühl, das den Menschen dazu bewegen soll, sich emotionale Hilfe zu suchen. Forscher der Texas A&M University (A&M) um Heather Lench haben nun untersucht, ob auch Wut eine nützliche Funktion hat.
Laut ihrer Publikation im The Journal of Personality and Social Psychology führten sie dazu Experimente durch, in den die Probanden komplexe Aufgaben in unterschiedlichen Stimmungen, darunter Wut und Traurigkeit absolvieren mussten. Die Ergebnisse legen nahe, dass Wut bei schweren Aufgaben als Motivator dienen könnte.
„Wir fanden heraus, dass Wut zu besseren Ergebnissen in Situationen führte, die herausfordernd waren und Hindernisse für die Ziele darstellten.“
Die 233 Probanden des Experiments wurden in unterschiedlichen Gruppen eingeteilt, denen zufällig eine der Emotionen Wut, Verlangen, Traurigkeit, Vergnügen oder ein neutraler Zustand zugewiesen wurde. Um die Emotion hervorzurufen, wurden den Probanden unterschiedliche Bilder gezeigt. Denjenigen, denen Wut zugewiesen wurde, wurden etwa Beleidigungen über das Footballteam der Universität gezeigt.
Danach hatten die Teilnehmer 20 Minuten, um Anagramme auf einem Computerbildschirm zu lösen, wobei die Schwierigkeit variierte und sie zu einem neuen Rätsel weitergingen, ohne zurückkehren zu können. In weiteren Experimenten wurde die Wirkung von Wut auf das Erreichen hoher Punktzahlen in Videospielen und das Schummeln bei Logikrätseln für Gewinne untersucht.
Die wütenden Teilnehmer haben die Aufgaben im Mittel besser gelöst als die anderen Probanden. Am größten war die Differenz (39 %) gegenüber Probanden mit neutraler Stimmung.
„Wenn die Leute wütend waren und sie beharrlich waren, waren sie erfolgreicher. Aber in allen anderen emotionalen Zuständen, wenn sie beharrlich waren, waren sie eher erfolglos. Es scheint also darauf hinzudeuten, dass die Menschen effektiver beharrlich waren, wenn sie wütend waren.“
Die Studie zeigt somit, dass Wut eine potenziell nützliche Emotion ist, die bei komplexen Aufgaben dabei helfen kann, das gewünschte Ziel zu erreichen. Bei leichten Aufgaben gab es hingegen keine Unterschiede zwischen wütenden Teilnehmern und den übrigen Probanden.
„Die Ergebnisse zeigen, dass Wut unsere Bemühungen steigert, ein begehrtes Ziel zu erreichen, und oft zu größerem Erfolg führt.“
The Journal of Personality and Social Psychology, doi: 10.1037/pspa0000350