Robert Klatt
Cannabiskonsumstörungen verursachen vor allem bei jungen Männern häufig eine Schizophrenie.
Kopenhagen (Dänemark). Eine Studie vom King's College London (KCL) zeigte bereits 2019, dass eine Korrelation zwischen dem regelmäßigen Konsum von Cannabisprodukten mit erhöhtem THC-Gehalt und einem Anstieg der Psychosen in bestimmten Städten besteht. Untersucht wurden Daten aus elf Metropolen Europas, wobei Amsterdam und London besonders hervorstachen. Die Autoren schlussfolgerten, dass der THC-Gehalt der konsumierten Cannabisprodukte eine entscheidende Rolle im Kontext des Risikos für Schizophrenie spielt.
Nun haben Forscher der Universität Kopenhagen im Fachmagazin Psychological Medicine eine Studie publiziert, laut der bei jungen Männern bis zu 30 Prozent aller Schizophrenie-Erkrankungen auf problematischen Cannabiskonsum zurückzuführen sein könnten. Als Grundlage der Studie dienten nahezu sieben Millionen Datensätzen aus fünf Jahrzehnten aus dem dänischen Gesundheitsregister.
Im Fokus standen die Verbindungen zwischen Cannabiskonsumstörungen und Schizophrenie. Anzeichen für eine solche Störung können etwa hoher Konsum, starkes Verlangen nach der Substanz oder das Vernachlässigen von wesentlichen sozialen, beruflichen oder Freizeitaktivitäten sein. Vorangegangene Forschungsarbeiten wiesen bereits auf die Assoziation zwischen Cannabiskonsumstörungen und ernsthaften psychischen Störungen, wie Schizophrenie, hin – für beide Geschlechter gleichermaßen. Das Team um Carsten Hjorthøj hat nun untersucht, welche Gruppe das höchste Risiko trägt.
Die Wissenschaftler sammelten Gesundheitsdaten von über 6,9 Millionen männlichen und weiblichen Individuen aus dänischen Gesundheitsregistern. Von diesen waren bei mehr als 45.300 Personen Schizophrenie diagnostiziert worden. Die Forscher untersuchten dann, in welchen Geschlechts- und Altersgruppen zusätzlich Cannabiskonsumstörungen vorlagen und berechneten den Prozentsatz aller Schizophreniefälle, die mit einer solchen Störung in Verbindung gebracht werden könnten. Allerdings lieferte das Gesundheitsregister keine Informationen darüber, wie oft und in welchem Ausmaß die betroffenen Personen Cannabis konsumiert hatten. Auch der Beginn des Konsums war aus den Daten nicht ersichtlich. Ebenso fehlten Angaben zum THC-Gehalt der verwendeten Cannabisprodukte in der Datenbank.
Die Untersuchungsergebnisse legen nahe, dass ohne das Vorliegen von Cannabiskonsumstörungen im Jahr 2021 etwa 15 Prozent aller Schizophreniefälle bei männlichen Individuen in Dänemark hätten verhindert werden können. Bei weiblichen Individuen lag dieser Wert bei 4 Prozent. Auffällig ist der hohe Anteil von bis zu 30 Prozent bei Männern im Alter zwischen 21 und 30 Jahren. Daraus lässt sich ableiten, dass Cannabiskonsumstörungen einen bedeutenden Risikofaktor für die Entstehung von Schizophrenie darstellen, so die abschließende Bewertung der Experten.
Ob die Zusammenhänge zwischen Schizophrenie und Cannabiskonsum einseitig oder wechselseitig sind, ist laut den Autoren noch unbekannt. Sie halten es daher für sinnvoll, auch den umgekehrten Zusammenhang von Schizophrenie als Risikofaktor für den Konsum der Droge zu untersuchen.
„Interessanterweise wurde bereits gezeigt, dass der Zusammenhang zwischen Cannabis und Schizophrenie möglicherweise wechselseitig ist.“
Die Wissenschaftler machen auf einen potenziellen zusätzlichen Zusammenhang aufmerksam: Über die Jahre hinweg hat sich die Zahl der Personen, die unter einer Cannabiskonsumstörung leiden, erhöht - parallel dazu hat sich auch der THC-Gehalt in Cannabisprodukten kontinuierlich gesteigert. In Dänemark wurden im Jahr 2006 durchschnittlich 13 Prozent THC in Cannabisprodukten festgestellt, während dieser Wert zehn Jahre später, im Jahr 2016, bereits bei 30 Prozent lag.