Robert Klatt
Abschreckende Bilder und Warnungen auf Fleischprodukten reduzieren die Attraktivität der Lebensmittel stark. In Zukunft könnten die Warnhinweise dabei helfen, den Fleischkonsum zu reduzieren.
Durham (England). Eine Studie der Unternehmensberatung PwC Strategy& zeigte kürzlich, dass der hohe Fleischkonsum die zukünftige globale Lebensmittelversorgung stark gefährdet, weil sie die ineffizienteste Form der Nahrungsmittelproduktion ist. Überdies haben zahlreiche Studien entdeckt, dass Fleischkonsum negative gesundheitliche Auswirkungen hat, etwa ein erhöhtes Diabetesrisiko. Die Wissenschaft sucht deshalb nach Methoden, die Menschen dazu bewegen, ihren Fleischkonsum zu reduzieren. Helfen kann dabei laut einer Studie der Technischen Universität Delft (TU Delft) etwa das sogenannte Meatshaming („Fleischschämen“), das nachweislich die Kaufbereitschaft senkt.
Forscher der Durham University haben nun untersucht, ob abschreckende Bilder und Warnhinweise auf Fleischprodukten, etwa zu den Auswirkungen der Fleischproduktion auf den Klimawandel und die Gesundheit, den Fleischverzehr reduzieren können. Die untersuchten Darstellungen ähnelten den Schockfotos, die in vielen Ländern bereits seit Jahren auf Zigarettenschachteln abgebildet werden.
Laut der Publikation im Fachmagazin Appetite haben an der Studie 1.001 Probanden teilgenommen, die in vier Gruppen unterteilt wurden. Den Probanden wurden unterschiedliche Lebensmitteln gezeigt, die entweder mit abschreckenden Bildern und Texten, welche auf die gesundheitlichen und klimatischen Gefahren des Fleischverzehrs hinwiesen, oder keine Hinweise hatten. Exemplarisch hierfür stand ein Bild einer verwüsteten Landschaft, begleitet von dem Schriftzug: „Achtung: Der Verzehr von Fleisch leistet einen Beitrag zum Klimawandel.“
Es sollte so untersucht werden, ob die Warnhinweise das Bewusstsein und die Einstellungen der Menschen beeinflussen und ob sie sich für die öffentliche Gesundheitsförderung und den Umweltschutz eignen.
Die Probanden sollten anschließend 20 unterschiedliche Mahlzeiten aus einem umfassenden Angebot auswählen. Personen, die zuvor Schockfotos und Warnhinweise gesehen hatten, wählten deutlich weniger Fleischgerichte aus (- 10 %) als die Fleischgerichte. Am abschreckendsten wirken Hinweise darauf, dass Fleisch das Risiko für neue Pandemien erhöht, am wenigsten abschreckend Hinweise auf den Klimawandel. Gegenüber dem Spiegel erklärt die Studienautoren Milica Vasiljevic, dass es somit belegt ist, dass entsprechende Warnhinweise und Bilder den Fleischkonsum reduzieren können.
„Wir wissen, dass der Verzehr von viel Fleisch gesundheitsschädlich ist und zu Todesfällen durch Umweltverschmutzung und Klimawandel beiträgt. Warnhinweise auf Fleischprodukten können ein Weg sein, um diese Risiken zu verringern. Die Hinweise nehmen niemandem die freie Wahl beim Essen. Aber sie verringern offensichtlich den Appetit auf Fleischgerichte.“
Wie eine Studie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg kürzlich entdeckte, können Infokampagnen und somit mit hoher Wahrscheinlichkeit auch entsprechende Hinweise bei einigen Menschen zu einer psychologischen Reaktanz führen. Es handelt sich dabei um Trotzreaktionen, die dazu führen, dass Menschen sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen und trotz der Informationen ihr problematisches Verhalten beibehalten oder verstärken.
Appetite, doi: 10.1016/j.appet.2023.107026