D. Lenz
Eine aktuelle Gesundheitsstudie belegt, dass Kinder zwischen sieben und neun Jahren bereits unter enormen schulischen Leistungsdruck stehen. Laut der Studie fühlt sich bereits jedes dritte Kind durch den strengen Unterrichtsplan, Schulnoten und den vielen Hausaufgaben gestresst. Mehr als die Hälfte der Kinder wünscht sich dringend etwas mehr Erholung nach dem Schulunterricht.
Berlin (Deutschland). Unverhältnismäßig viele Hausaufgaben in zahlreichen Fächern, Tests und Klassenarbeiten sowie nervige Eltern und Geschwister sind nach Aussagen der Kinder der zweiten und dritten Klasse die schlimmsten Stressauslöser. Bereits jedes vierte Kind im Alter zwischen sieben und neun Jahren fühlt sich regelmäßig oder sogar sehr häufig gestresst. Zu diesem Ergebnis ist eine repräsentative Umfrage unter Schülerinnen und Schülern des Deutschen Kinderschutzbundes und dem Prosoz-Institut für Sozialforschung gekommen.
Die Umfrage ergab, dass die Grundschule der Hauptauslöser für den kindlichen Stress ist. Jedes dritte Kind in Deutschland empfindet so. Jedes sechste Kind gibt seine Eltern und Geschwister als zusätzlichen Stressfaktor an. "Uns hat vor allem überrascht, dass die Schule schon so früh bei relativ vielen Kindern Stress auslöst", berichtet Anja Beisenkamp, welche an der Umfrage beteiligt war.
Für die Umfrage wurden etwa 4.700 Grundschüler im Alter zwischen sieben und neuen Jahren in Form eines Fragebogens geben, Angaben zum Thema Gesundheit, Ernährung, Stress und Bewegung zu machen.
So wünschen sich fast zwei Drittel aller Kinder, nach der Schule einfach mal ausruhen und abschalten zu können. Um zu entspannen schalten die Kinder aber nicht zwangsläufig den Fernseher oder den Computer ab. Ein Großteil der Kinder geht lieber nach draußen, spielt im Kinderzimmer, liest, malt oder macht sportliche Betätigungen. Trotzdem ist der Fernseher ein beliebtes Mittel um abzuschalten. Vier von zehn befragten Kindern bauen Stress am liebsten mit Computerspielen ab.
Die Gesundheitsstudie ergab zudem, dass sich durch den hohen Stresspegel die Kinder schneller aus der Ruhe bringen lassen. So reagieren sie beispielsweise häufiger gegenüber den Eltern, den Geschwistern oder den Mitschülern aggressiv. Der Erfolgsdruck, welche in der Regel von den Eltern vermittelt wird, ist ebenfalls ein großer Auslöser für den kindlichen Stress. Auffällig: der Leistungsdruck ist bei Kindern in der Dritten Klasse mehr als doppelt so hoch, wie bei Kindern in der zweiten Klasse. Erschreckende 13 Prozent aller gestressten Kinder wissen nicht, wie sie einen Ausgleich zum Stress schaffen können.
"Wir müssen endlich aufhören, bereits bei Neun- bis Zehnjährigen die Weichen für das gesamte weitere Leben zu stellen", kommentiert Friedhelm Güthoff, Sprecher des Kinderschutzbundes in Nordrhein-Westfalen. Den Kindern würde viel Stress erspart werden, wenn nicht bereits in der vierten Klasse entschieden wird, auf welche Schule die Kinder anschließen wechseln müssen. Zum Vergleich: In Berlin dauert die Grundschulzeit sechs Jahre. In diesem Bundesland ist die Schule nicht der Hauptauslöser für Stress.
Die Studie hat neben dem Stress auch andere gesundheitliche Bereiche untersucht. So wurden die Kinder beispielsweise zum Thema gesunde Ernährung befragt. Erschreckend hier: Ein Großteil der Kinder zitiert aus Werbung für vermeintlich gesunde Produkte. Hier besteht dringender Handlungsbedarf bei Eltern und Lehrern, sagt der Mediziner Dietrich Grönemeyer.