Dauerhafter Effekt

Schüleraustausche im Ausland stärken das Selbstwertgefühl

Robert Klatt

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Ein Schüleraustausch im Ausland hilft besonders Jugendlichen mit schlechtem Selbstwertgefühl bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Die positiven Auswirkungen konnten die Psychologen der WWU auch ein Jahr nach der Rückkehr noch feststellen.

Münster (Deutschland). In Deutschland nehmen etwa 20.000 Jugendliche jährlich an Schüleraustauschen teil. Neben klassischen Zielen wie Großbritannien, der USA und Frankreich gewinnen auch Länder wie China, Japan oder Argentinien ständig am Beliebtheit. Die Organisation der Auslandsaufenthalte wird dabei entweder gemeinsam von den Schülern, den Eltern und der Heimatschule geplant oder durch professionelle Agenturen übernommen, die mit ihrer großen Erfahrungen einen reibungslosen Schüleraustausch garantieren können.

Wissenschaftler der Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben sich die große Popularität von Schüleraustauschen zum Anlass genommen, um zu untersuchen, welche Folgen die Auslandsaufenthalte auf die Entwicklung des Selbstwerts, die Sprachkenntnisse und die soziale Kompetenz haben der jungen Teilnehmer haben.

Vergleichsstudie mit 1.500 Schülern

Dazu haben sie mit 1.500 Schülern eine Vergleichsstudie, die im Fachmagazin Journal of Personality and Social Psychology publiziert wurde, durchgeführt. 800 der im Durchschnitt 16-jährigen Studienteilnehmer verbrachten ein gesamtes Schuljahr im Ausland. Die Psychologen der WWU befragten diese Gruppe vor und während ihres Schüleraustausches sowie unmittelbar und ein Jahr nach der Rückkehr an ihre vorherige Schule. Die zweite 700 Personen große Gruppe verblieb während des gesamten Schuljahres in Deutschland und diente den Wissenschaftlern als Vergleich.

Schüleraustausch sorgt für ein höheres Selbstwertgefühl

Im Durchschnitt zeigten die Schüler nach ihrem Auslandsaufenthalt eine deutliche Selbstwertveränderung, während bei der in Deutschland verbliebenen Vergleichsgruppe nach Ablauf des Jahres keine signifikante Veränderung des Selbstwertgefühls festgestellt werden konnte. Wie die Forscher erklären, gab es jedoch auch bei den Schülern, die an einem Austausch teilgenommen hatten, keine homogene Entwicklung ihres Selbstwertgefühls, sondern deutliche Abweichung untereinander. Unerwarteterweise sahen sich vor allen Jugendliche, die vor ihrer Abreise unter einem schwachen Selbstwertgefühls litten nach ihrer Rückkehr in einem deutlich positiveren Licht.

Dr. Roos Hutteman, Leiterin der Studie erklärt, dass „es ist wichtig, auch die Erfahrungen, die die Schüler während des Austausches machen, zu untersuchen. Nur so kann man die Prozesse verstehen, die zu Veränderungen führen.“

Selbstwertgefühl gleicht sich während des Auslandsaufenthalts an

Wie Hutteman ausführt, zeigen die Ergebnisse der Studie, dass sich das Selbstwertgefühl der Schüler während des Auslandsaufenthaltes nahezu angleicht. Schüler A, der vor seiner Abreise ein eher negatives Bild von sich hatte, profitiert daher besonders von einem Schüleraustausch, da sein Selbstwertgefühl deutlich ansteigt, während Schüler B, der sein bereits vor der Abreise vorhandenes hohes Selbstwertgefühl nur noch in einem im Vergleich zu Schüler A geringem Umfang steigern kann. Dies führt dazu, dass nach der Widerkehr nach Deutschland beide Personen ein etwa gleich hohes Selbstwertgefühl zeigen.

Einer der Hauptfaktoren, der die Entwicklung des Selbstwertgefühles während des Auslandaufenthaltes beeinflusst, ist laut den Daten der Forscher die soziale Integration in der neuen Umgebung und das Knüpfen von neuen sozialen Kontakten und Freundschaften. Laut Prof. Dr. Mitja Back „fanden die Wissenschaftler heraus, dass soziale Beziehungen im Gastland eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Selbstwertes spielen. Die Schüler, die sich während des Aufenthalts sozial eingebettet fühlen und neue Freundschaften knüpfen, zeigen auch einen stärkeren Anstieg im Selbstwert.“

Schüleraustausche bringen eine dauerhafte Veränderung

Außerdem bestätigen die Ergebnisse der Studie, das von Schüleraustauschorganisationen schon lange genutzte Werbeversprechen, nachdem ein Schüleraustausch langfristig die Persönlichkeitsentwicklung positiv beeinflussen kann. Dies äußerte sich darin, dass der Selbstwertanstieg auch ein Jahr, nachdem die Probanden wieder nach Deutschland zurückgekehrt waren, noch sichtbar war. Die Studienautoren schlussfolgern daraus, dass ein Schüleraustausch „positive soziale und persönliche Konsequenzen auf die Entwicklung von Jugendlichen“ hat.

Zweite unabhängige Studie zeigt ähnliche Ergebnisse

Eine Studie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die unabhängig von der Studie der Wissenschaftler der WWU erstellt wurde, kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Laut der im wissenschaftlichen Journal Journal of Youth and Adolescence veröffentlichten Forschungsarbeit, für die 741 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt wurden, ließen sich durch den Aushaltsaufenthalt ebenfalls positive Entwicklungen der Persönlichkeit feststellen.

Journal of Personality and Social Psychology, doi: 10.1037/pspp0000015

Journal of Youth and Adolescence, doi: 10.1007/s10964-016-0479-1

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