Robert Klatt
Vermögensmillionäre haben Persönlichkeitsprofile, die sich in zentralen Punkten stark von der Allgemeinbevölkerung in Deutschland unterscheiden.
Berlin (Deutschland). In Deutschland leben laut Daten der Institut Redesigning Financial Services (RSF) etwa 2,9 Millionen Millionäre. Wissenschaftler des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster haben nun untersucht, ob und wie sich die Persönlichkeit von Vermögensmillionären von der Allgemeinbevölkerung unterscheidet.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Humanities and Social Sciences Communications haben sie dabei entdeckt, dass Millionäre emotional stabiler, risikobereiter, offener, gewissenhafter und extrovertierter sind als der Durchschnitt.
Als Datenbasis der Persönlichkeitsanalyse diente das SOEP, das eine repräsentative Zufallsstichprobe der deutschen Gesamtbevölkerung umfasst. Im SOEP sind über 1.100 Befragungen von Millionären mit einem Nettovermögen von durchschnittlich etwa vier Millionen Euro enthalten.
Zusätzlich konnten die Forscher auf Persönlichkeitsprofile von mehr als 2.000 Hochvermögenden zugreifen, die im Jahr 2019 ergänzt wurden. „Damit sind die Hochvermögenden nun im SOEP stark überrepräsentiert, sodass es möglich ist, diese sehr kleine Bevölkerungsgruppe aussagekräftig zu analysieren“, erklärt SOEP-Forscher Carsten Schröder.
Besonders stark sind die auffälligen Abweichungen in den Persönlichkeitsprofilen bei Selfmade-Millionären, die ihr Vermögen selbst erarbeitet haben. Bei Millionären, die ihr Vermögen geerbt haben, sind die Charaktereigenschaften in den Persönlichkeitsprofilen hingegen weniger stark ausgeprägt.
Bei Menschen, deren Persönlichkeit stärker dem typischen Profil entspricht, ist das Vermögen laut der Studie besonders hoch. Auch bei Teilen der Allgemeinbevölkerung, die keine Millionäre sind, sich aber trotzdem aus eigener Kraft hochgearbeitet haben, sind die typischen Merkmale der Selfmade-Millionäre in abgeschwächter Form vorhanden.
„Zusammengenommen deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Persönlichkeit ein relevanter Faktor für die Vermögensbildung ist“, erklärt Johannes König, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim SOEP und Hauptautor der Studie.
„Die Studie beschreibt erstmals mit belastbaren Daten die Persönlichkeit von Millionären. Da besonders die Reichen Einfluss auf gesellschaftliche Entscheidungsfindungsprozesse haben und die Persönlichkeit maßgeblich Denken und Handeln bestimmt, ist die Untersuchung ihrer Persönlichkeit von großer gesellschaftlicher Relevanz“, konstatiert Mitja Back, Professor für Psychologische Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie an der WWU.
Humanities and Social Sciences Communications, doi: 10.1057/s41599-022-01099-3