Robert Klatt
In den letzten 40 Jahren ist die Komplexität von Songtexten deutlich gesunken. Dies liegt vor allem an der Art, wie Musik heute konsumiert wird.
Innsbruck (Österreich). In den letzten Jahren standen unterschiedliche Musikgenres, vor allem Rap und Hip-Hop, häufig in der Kritik, weil ihre Texte oberflächlich und einfach sein sollen. Forscher der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (LFUI) um Eva Zangerle haben nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, ob sich die Komplexität von Songtexten im Zeitraum von 1980 bis 2020 verändert hat.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Scientific Reports haben sie dazu über 12.000 englischsprachige Lieder analysiert und bestimmt, wie viele unterschiedliche und komplizierte Wörter deren Songtexte enthalte, wie oft sich die Wörter wiederholen und welche Gefühle die Lieder ausdrücken sollen.
Die Analyse zeigt deutlich, dass vor allem die Komplexität der Songtexte im Studienzeitraum kontinuierlich abgenommen hat.
„Über alle Genres hinweg hatten die Texte die Tendenz, einfacher zu werden und sich zu wiederholen.“
Laut den Forschern liegt dies daran, dass Musik heute oft im Hintergrund gehört wird, anstatt diese bewusst und mit voller Aufmerksamkeit zu konsumieren. Einfache Songtexte mit sich wiederholenden Passagen sind deshalb immer beliebter. Am höchsten hat die Anzahl der sich wiederholten Zeilen im Rap zugenommen.
Überdies zeigen die analysierten Musikstücke, dass Songtexte in den letzten 40 Jahren zunehmend selbstbezogener wurden. Dies äußert sich etwa in der höheren Anzahl von Wörtern wie „ich“ und „mein“. Positive Texte wurden zudem vermehrt durch negative Texte mit Themen wie Wut, Abscheu und Traurigkeit ersetzt. Die Zunahme von negativen Emotionen ist bei Raptexten am höchsten.
„Was wir in den letzten 40 Jahren erlebt haben, ist eine drastische Veränderung der Musiklandschaft – von der Art und Weise, wie Musik verkauft wird, bis hin zur Art und Weise, wie Musik produziert wird.“
Laut den Autoren handelt es sich bei dem Wandel der Musik um einen „Spiegel der Gesellschaft“, der zeigt, wie sich die Gefühle und Sorgen der Menschen verändert haben.
Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-024-55742-x