Robert Klatt
Eine Metastudie mit über zwei Millionen Probanden hat unerwartete Beziehungen zwischen der Persönlichkeit und den kognitiven Fähigkeiten eines Menschen entdeckt.
Minneapolis (U.S.A.). In der Allgemeinheit ist es weitgehend anerkannt, dass Zusammenhänge zwischen dem Charakter eines Menschen und seinem Intelligenzquotienten (IQ) bestehen. Introvertierte Personen sollen etwa oftmals eine überdurchschnittliche Intelligenz aufweisen. Die Forschung konnte diese Beziehungen bisher aber noch nicht vollständig erfassen.
Eine Metastudie der Universität von Minnesota hat nun unerwartete Verbindungen zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und kognitiven Fähigkeiten des Menschen entdeckt. Laut der Publikation im Fachmagazin PNAS bilden die gefundenen Aspekte die Basis der individuellen Identität, lenken das Verhalten und prägen die Identität eines Menschen.
Bestimmt werden sie durch die Persönlichkeit, die wiederum unser Handeln, unsere Emotionen und unser Denken beeinflusst und festlegt, ob wir eher offen, zuvorkommend, ausdauernd, wissbegierig oder ängstlich sind. Kognitive Fähigkeiten hingegen beschreiben unser Vermögen, komplexe Ideen zu erfassen und zu bearbeiten.
Die bahnbrechende Metaanalyse basiert auf Daten von über 1.300 Studien, an denen über zwei Millionen Probanden aus 50 verschiedenen Ländern teilgenommen haben. Sie integriert Informationen aus wissenschaftlichen Fachjournalen, Testhandbüchern, Militärdatenbanken, bisher unveröffentlichten Datensätzen sowie exklusiven Datenbanken privater Firmen.
„Es dauerte über 13 Jahre und ein Team von über 30 Freiwilligen, um die über 1.300 Studien ausfindig zu machen, zu übersetzen, einzugeben und zu analysieren. Wir sind dem Forschungsteam sowie der breiteren Gruppe von Tausenden Wissenschaftlern, Bibliothekaren und Unternehmen, die ihre Zeit und Daten zur Verfügung stellten, um dieses Mosaik zusammenzusetzen, äußerst dankbar.“
Das Team um Kevin Stanek und Deniz Ones konnte dadurch eine Analyse der gesamten Bandbreite von Persönlichkeitsmerkmalen und kognitiven Fähigkeiten erstellen, die ein Spektrum von 79 Persönlichkeitsmerkmalen, von Bescheidenheit bis Verträglichkeit, sowie 97 kognitive Fähigkeiten, angefangen bei der Lesegeschwindigkeit bis hin zum Gedächtnis umfasst.
„Das Wissen darüber, wie Persönlichkeit und Intelligenz miteinander zusammenhängen, ermöglicht es uns, die viel tiefere Frage nach dem Warum zu stellen. Diese Erkenntnisse revolutionieren unser Verständnis von menschlicher Vielfalt und Individualität. Nur indem wir uns selbst kennen, können wir unser volles Potenzial ausschöpfen.“
Die Forscher entdeckten bei der Analyse der umfassenden Daten unter anderem folgende Zusammenhänge zwischen der Persönlichkeit und den kognitiven Fähigkeiten eines Menschen:
PNAS, doi: 10.1073/pnas.2212794120