Introvertierter

Vegetarier besitzen anderen Persönlichkeitstyp als Fleischesser

Robert Klatt

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Eine neue Großstudie zeigt, dass Vegetarier introvertierter und tendenziell schlanker als Fleischesser sind. Ihre angebliche Neigung zur Depression konnte hingegen nicht bestätigt werden.  

Leipzig (Deutschland). In Deutschland leben etwa zehn Prozent der Bevölkerung bereits vegetarisch oder vegan. Gründe dafür sind meistens das verminderte Tierleiden, die Schonung von Ressourcen sowie der Klimawandel, für den die Fleischindustrie ein maßgeblicher Faktor ist. Außerdem sollen die hauptsächlich pflanzlichen Ernährungsformen sich positiv auf die Gesundheit auswirken und das Risiko für Übergewicht und viele Krankheiten verringern.  

Ob bestimmte Effekte tatsächlich durch eine vegetarische oder vegane Ernährung ausgelöst werden, kann die Forschung oft aber nur schwer belegen. Dies liegt daran, dass Veganer und Vegetarier häufiger unabhängig von der Ernährung ein gesundheitsbewusster Leben führen und somit weitere Faktoren wie mehr Sport die Gesundheit der Personen beeinflusst.

9.000 Menschen für drei Jahre beobachtet

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben deshalb drei vermeintliche Merkmale von Vegetariern genauer analysiert. Konkret ging es dabei um die Hypothesen, dass Vegetarier einen anderen Persönlichkeitstyp als Fleischesser besitzen, einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) haben und öfter unter Depressionen leiden.

Laut der im Fachmagazin Nutrients publizierten Studie beobachteten die Wissenschaftler zur Untersuchung dieser Thesen 9.000 Probanden in Leipzig, die drei Jahre lang zu ihrer Ernährung befragt wurden. Außerdem absolvierten die Probanden regelmäßig standardisierte Tests zur Depressionsneigung, ihren Persönlichkeitsmerkmalen und der BMI wurde ermittelt.

Vegetarier haben selten Übergewicht

Die Studienergebnisse zeigen, dass ein geringerer Anteil Fleisch und anderer tierischer Lebensmittel wie Milch und Käse unabhängig vom Alter, Geschlecht und Bildungsgrad tendenziell zu einem geringeren Gewicht beim Menschen führt. Im Durchschnitt haben Vegetarier laut der Auswertung deshalb einen geringeren BMI und ein niedrigeres Körpergewicht als Fleischesser.

Laut Medawar „bedeutete im Durchschnitt, dass eine Person einen 1,2 Punkte niedrigeren BMI, dass sie auf bestimmte tierische Produkte ganz verzichtete und sich vegetarisch ernährte oder dass sie zwar auch weiterhin Fleisch und Fisch aß, diese dafür aber insgesamt seltener.“ Bei einer 1,75 Meter großen Person kommt so im Mittel eine Differenz von vier Kilogramm zustande. Als Ursache dafür nennen die Studienautoren die höhere Kaloriendichte von Fleisch gegenüber Gemüse und anderen vegetarischen Lebensmitteln.

Primäre Tierprodukte erhöhen BMI

Die Analyse der Daten zum Körpergewicht zeigt außerdem, dass das Gewicht stark durch die Art der tierischen Lebensmittel beeinflusst wird. Personen, die überwiegend primäre Tierprodukte wie Fisch und Fleisch konsumieren, besitzen im Durchschnitt einen höheren BMI, als Personen, die sekundäre Tierprodukte wie Euer, Milch und Butter bevorzugen.

Ein möglicher Grund dafür ist, dass Menschen mit hohem Fleischkonsum oft stark verarbeitete Lebensmittel essen, die oft mehr Zucker und Fett enthalten und laut einer Studie des National Institutes of Health (NIH) für Übergewicht sorgen. Außerdem ist bekannt, dass diese Lebensmittel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Laut Medawar „sorgt ein Verzicht auf tierische Nahrungsmittel dafür, dass man im Schnitt weniger solcher stark verarbeiteten Produkte zu sich nimmt.“

Vegetarier sind oft introvertierter

Auch bei der Untersuchung der Persönlichkeitstypen konnten die Wissenschaftler deutliche Unterschiede erkennen. Im Vergleich zu Fleischessern sind Vegetarier tendenziell introvertierter. Laut Veronica Witte, Co-Autorin „ist es schwer zu sagen, woran das liegt.“ Als möglichen Grund sehen die Wissenschaftler, dass „introvertiertere Personen eher zu restriktiverem Essverhalten neigen oder sich aufgrund ihres Essverhaltens stärker sozial abgrenzen.“

Einen Zusammenhang zwischen vegetarischer Ernährung und Neurotizismus konnte die Studie hingegen nicht bestätigen. Wie Witte erklärt, „hatten frühere Analysen , dass neurotischere Menschen generell häufiger bestimmte Gruppen an Lebensmitteln weglassen und sich dahin gehend restriktiver verhalten.“ Eine Korrelation konnte in der aktuellen Großstudie aber nicht erkannt werden.

Neigung zur Depression nicht stärker

Auch die angebliche Neigung zur Depression konnte durch die Studie nicht bestätigt werden. Laut Witte „haben bei frühere Analysen andere Faktoren die Ergebnisse verwischt, darunter der BMI oder auffällige Persönlichkeitsmerkmale, die bekanntermaßen mit Depressionswerten zusammenhängen können.“

Die Ergebnisse zeigen somit zusammengefasst, dass eine vegetarische oder stark fleischreduzierte Diät dabei helfen kann das eigene Gewicht zu kontrollieren. Weitere Studien sollen nun untersuchen, welche psychischen und biologischen Mechanismen dafür verantwortlich sind, dass Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen ihre Ernährung eher umstellen und auf tierische Produkte verzichten.

Nutrients, doi: 10.3390/nu12051492

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