Individuelle Musiktherapie?

Verbindung zwischen Musikgeschmack und Moral entdeckt

Robert Klatt

Musik auf einem Rockkonzert )kcotS ebodAxirdnehra(Foto: © 

Der Musikgeschmack ermöglicht Rückschlüsse auf den Moralkompass des Menschen. Die neuen Erkenntnisse könnten bei der Konzeption innovativer Musiktherapien helfen.

London (England). Eine Studie der University of Cambridge hat bereits vor einigen Jahren gezeigt, dass der Musikgeschmack offenbart, ob Menschen eher empathisch oder systematisch denken. Nun haben Forscher der Queen Mary University of London (QMUL) um Vjosa Preniqi eine Studie publiziert, die untersucht hat, ob der Musikgeschmack Rückschlüsse auf den moralischen Kompass der Hörer ermöglicht.

Laut der Veröffentlichung im Fachmagazin PLOS ONE haben an der Studie über 1.400 Probanden teilgenommen, die verschiedene psychometrische Fragebögen zu ihren moralischen Werten, darunter den Moral Foundations Questionnaire (MFQ), ausfüllten. Den Musikgeschmack der Teilnehmer haben die Wissenschaftler anhand der Likes im sozialen Netzwerk Facebook rekonstruiert.

Analyse der Lieblingslieder

Zudem haben sie die akustischen und lyrischen Merkmale der fünf Lieblingslieder der Probanden mithilfe von Machine Learning (ML), einem Teilbereich der Künstlichen Intelligenz (KI), analysiert. Sie konnten so Merkmale extrahieren, um die moralischen Werte der Teilnehmer vorherzusagen. Überdies wurden Audiofunktionen von Spotify verwendet, um in den musikalischen Entscheidungen der Teilnehmer verschlüsselte Informationen zu verstehen und dadurch moralische Schlussfolgerungen zu ziehen.

Prognose der Moralvorstellungen

Laut den Ergebnissen ermöglicht eine Kombination aus lyrischen und audiovisuellen Merkmalen Rückschlüsse auf den moralischen Kompass von Menschen. Besonders musikalische Elemente wie Tonhöhe und Klangfarbe ermöglichen es, Werte wie Fürsorge und Fairness zu erkennen, während in den Texten ausgedrückte Gefühle und Emotionen effektiver bei der Vorhersage von Eigenschaften der Persönlichkeit wie Loyalität, Autorität und Reinheit waren.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Musik nicht nur eine Quelle der Unterhaltung oder ästhetischen Freude ist. Sie ist auch ein mächtiges Medium, das unsere moralischen Empfindungen widerspiegelt und formt. Durch das Verständnis dieser Verbindung können wir neue Wege für musikbasierte Interventionen eröffnen, die eine positive moralische Entwicklung fördern.“

Laut Kyriaki Kalimeri erstrecken sich die Ergebnisse der Studie weit über das Interesse der Wissenschaft. Sie könnten maßgeblich beeinflussen, wie wir Musik in unserem Alltag nutzen und integrieren, und dies in verschiedenen Aspekten unseres Lebens.

„Unser Durchbruch könnte den Weg für Anwendungen ebnen, die von personalisierten Musikerlebnissen bis hin zu innovativer Musiktherapie und Kommunikationskampagnen reichen.“

PLOS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0294402

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