Robert Klatt
Virtuelle Spaziergänge im Wald lösen identische positive Effekte auf die Gesundheit und das Wohlbefinden aus wie echtes Shinrin-Yoku (Waldbaden).
Hamburg (Deutschland). Die Forschung hat bereits durch zahlreiche Studien belegt, dass das sogenannte Shinrin-Yoku (Waldbaden) positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen haben. Demnach sollen zum Beispiel bereits 20 Minuten in der Natur laut einer Untersuchung der Universität Michigan das Stresslevel deutlich reduzieren. Woher diese positiven Effekte kommen, ist bis heute aber noch immer unklar.
Wissenschaftler der Universität Hamburg, des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben nun untersucht, ob die positiven Effekte des Waldbadens auch per Virtual-Reality-Brille ausgelöst werden können. Wäre dies möglich, könnten auch Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern oder in Quarantäne sich in der „Umwelt“ bewegen und ihre schwierige Situation damit erträglicher machen.
Laut der im Fachmagazin Nature publizierten Studie zeigte das Team um Fariba Mostajeran 34 Probanden mithilfe einer VR-Brille unterschiedliche Umgebungen als Fotos und als 360°-Videos. Die Szenarien enthielten einen Laubwald, eine Straße zwischen Häuserfronten und eine Kontrollumgebung mit einem weißen Rechteckt auf schwarzem Hintergrund. Die Probanden beantworteten anschließend einen Fragebogen zu ihrer Stimmung, dem physiologischen Wohlbefinden und ihrem Stresslevel.
Fariba Mostajeran, Erstautorin der Studie und Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe Human-Computer Interaction: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Waldumgebung einen positiven Effekt auf die Stimmung hatte und die städtische Umgebung unabhängig von der Art der Präsentation die Stimmung störte.“
Die Ergebnisse zeigen überdies, dass bereits Fotos die Stimmung positiv beeinflussen, 360°-Videos den Effekt aber deutlich erhöhen.
Fariba Mostajeran: „Die Resultate deuten drauf hin, dass auch ein virtueller Aufenthalt im Wald sich positiv auf unser Gemüt auswirken kann. Es gibt somit Hoffnung, dass, auch wenn es gerade nur eingeschränkten Zugang zur Natur gibt, wir dank informatischer Methoden die negativen Effekte von Isolation, Quarantäne oder Urbanisierung reduzieren können.“
Nature, doi: 10.1038/s41598-021-83277-y