Robert Klatt
In Verlauf der meisten Beziehungen nimmt die Zufriedenheit mit dem Partner ab. Nun wurde entdeckt, dass es einen Wendepunkt gibt, ab dem ein Beziehungsende unvermeidlich ist.
Mainz (Deutschland). Bei den meisten Paaren nimmt die Zufriedenheit im Laufe einer Liebesbeziehung ab. Unterschiedliche Studien zeigen, dass ein besonderer Tiefpunkt oft nach zehn Jahren erreicht wird. Manche Paare bleiben trotz dieser Veränderungen zusammen, während andere Beziehungen an dem Tiefpunkt scheitern und enden. Forscher der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, wann ein Beziehungsende nahezu unvermeidbar ist.
Laut der Publikation im Fachmagazin Journal of Personality and Social Psychology haben die Psychologen dazu vier große Studien aus Deutschland, Australien, Großbritannien und den Niederlanden mit insgesamt 11.295 Probanden analysiert. Die Studien haben über einen Zeitraum von 12 bis 21 Jahren regelmäßig abgefragt, wie zufrieden die Personen mit ihrer Beziehung sind.
Innerhalb des Studienzeitraums kam es bei vielen Paaren zu einer Trennung. Die Wissenschaftler haben anhand der früheren Antworten der Probanden analysiert, ob man diese Trennungen retrospektiv vorhersagen könnte.
„Um sich auflösende Partnerschaften besser zu verstehen, haben wir deren Entwicklung vom Ende her betrachtet.“
Die Analyse offenbart, dass die Zufriedenheit der Partner vor der Trennung kontinuierlich abnimmt. Dieser Prozess läuft in zwei Phasen ab. In der präterminalen Phase sinkt die Zufriedenheit zuerst über mehrere Jahre hinweg leicht. Anschließend kommt es zu einem Wendepunkt, ab dem die Zufriedenheit plötzlich sehr stark abnimmt.
„Ab diesem Wendepunkt erfolgt ein rasanter Abfall der Beziehungszufriedenheit und betroffene Paare steuern auf eine Trennung zu."
Laut den Studiendaten kommt es nachdem Wendepunkt zur terminalen Phase. Diese dauert im Mittel zwei Jahre und endet mit dem Ende der Beziehung.
„Ist diese Phase erreicht, kommt es später ausnahmslos zur Trennung.“
In den dokumentierten Beziehungen, die endeten, kam es bei beiden Partnern zu einem solchen Wendepunkt. Dieser wurde jedoch nicht zum selben Zeitpunkt erreicht. In der Regel hat die Person, die die Beziehung schlussendlich beendet hat, den Transitionspunkt deutlich früher erreicht.
„Paare gehen also durch verschiedene Phasen hindurch, sie trennen sich in der Regel nicht von heute auf morgen, und diese Phasen werden von beiden Partnern unterschiedlich erlebt.“
Die Forscher haben zudem auch bei Paaren, die sich nicht getrennt haben, präterminale Beziehungsphasen entdeckt. In den Beziehungen wurde der Wendepunkt jedoch nicht erreicht, etwa durch aktives Gegensteuern des Paares oder eine Paartherapie.
„Es ist wichtig, dass wir diese Muster erkennen. Wenn sich die Partner in der präterminalen Phase befinden, noch bevor es steil bergab geht, können Bemühungen zur Verbesserung der Beziehung effektiver sein und eine Trennung kann vielleicht verhindert werden.“
Wenn Paare den Wendepunkt in ihrer Beziehung einmal erreicht haben, ist es laut den Forschern jedoch bereits zu spät, die Beziehung zu retten.
Journal of Personality and Social Psychology, doi: 10.1037/pspp0000551