Soziale Netzwerke und Co.

Werden Menschen durch das Internet psychisch krank?

Robert Klatt

Junge Frau nutzt das Internet )kcotS ebodAsdlavnirG srapsaK(Foto: © 

Viele Menschen gehen davon aus, dass eine intensive Internetnutzung der psychischen Gesundheit schadet. Eine Studie mit zwei Millionen Menschen hat nun untersucht, ob dies stimmt.

Oxford (England). Im Leben der meisten Menschen ist das Internet inzwischen alltäglich. Jugendliche in Deutschland sind beispielsweise 70,4 Stunden pro Woche online. Die Wissenschaft untersucht deshalb zunehmend die Auswirkungen auf die Psyche und hat etwa entdeckt, dass soziale Netzwerke wie Facebook und TikTok das Risiko für Depressionen erhöhen können und bei jungen Frauen auf den Wunsch nach einer Schönheitsoperation auslösen.

Forscher der University of Oxford um Andrew Przybylski haben nun untersucht, ob das Internet die mentale Gesundheit des Menschen negativ beeinflusst und ihn psychisch krank macht. Dabei entdeckten sie, dass die Dauer der Internetnutzung nicht mit der psychischen Gesundheit korreliert.

„Wir haben sehr intensiv nach einem schlagenden Beweis dafür gesucht, dass Internetnutzung und mentales Wohlbefinden in einem Zusammenhang stehen – wir haben ihn nicht gefunden.“

Daten von zwei Millionen Menschen

Laut der Publikation im Fachmagazin Clinical Psychological Science haben die Wissenschaftler für ihre Studie internationale Statistiken zur Internetnutzung aus dem Zeitraum 2005 bis 2022 analysiert und mit globalen Daten zu Angstzuständen, Depressionen und Selbstverletzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verknüpft. Zusätzlich wurden laut Matti Vuorre Informationen aus persönlichen Befragungen zum mentalen Wohlbefinden einbezogen. Die Studie basiert auf Daten von etwa 2 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 89 Jahren aus 168 Ländern.

„Damit haben wir den sowohl im zeitlichen als auch im demografischen Kontext bisher umfangreichsten Datensatz zu psychischer Gesundheit und Internetnutzung untersucht.“

Daten von globalen Technologieunternehmen und großen Onlineplattformen wurden laut Przybylski nicht analysiert, weil diese Informationen nicht öffentlich zugänglich sind.

„Diese Daten sind vorhanden und werden zur Produktverbesserung und Marketingzwecken laufend analysiert. Sie sind aber leider für unabhängige Untersuchungen nicht zugänglich.“

Kaum Veränderungen bei psychischer Gesundheit

Die Analyse der Daten, aus den letzten zwanzig zeigt, dass es bei der globalen psychischen Gesundheit nur minimale Veränderungen gab. Laut den Autoren können diese nicht eindeutig auf die Internetnutzung zurückgeführt werden. Entgegen der verbreiteten Annahme, dass insbesondere Frauen durch das Internet stärker gefährdet sind, liegen laut der Studie keine klaren Muster vor. Die Lebenszufriedenheit und die mentale Gesundheit dieser Personengruppe hat sich im Studienzeitraum tendenziell leicht verbessert.

Clinical Psychological Science, doi: 10.1177/216770262312077

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