Höhere Lebenszufriedenheit

Wie unterscheiden sich lebenslange Singles von Menschen mit Partner?

 Robert Klatt

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Menschen, die nie einen Partner hatten, haben deutlich andere Persönlichkeitsmerkmale und eine andere Lebenszufriedenheit als Menschen in einer festen Partnerschaft. Besonders im höheren Alter haben sie dadurch deutliche Nachteile.

Bremen (Deutschland). Die meisten Menschen haben in ihrem Leben mindestens eine lange Beziehung, während nur wenige Menschen keine feste Partnerschaft haben. Inzwischen haben unterschiedliche Studien gezeigt, dass lebenslange Singles oft signifikante medizinische und ökonomische Nachteile haben, besonders im höheren Alter, wenn sie stärker auf Hilfe angewiesen sind.

Forscher der Universität Bremen haben nun untersucht, wie sich die Lebenszufriedenheit und Persönlichkeit von lebenslangen Singles und Menschen in einer festen Beziehung voneinander unterscheiden. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Psychological Science haben sie dazu zentrale Persönlichkeitsmerkmale wie Extrovertiertheit und Offenheit sowie die allgemeine Lebenszufriedenheit von mehr als 77.000 Europäern untersucht.

Deutliche Nachteile bei Singlesenioren

Laut der Studie unterscheiden sich lebenslange Singles stark von Menschen mit Partner. Dies führt vor allem bei Singlesenioren oft zu Problemen, die bei Menschen in einer Beziehung dank des Partners einfacher gelöst werden können.

„Wenn es Unterschiede gibt, könnten sie besonders für ältere Menschen wichtig sein, die mit mehr gesundheitlichen und finanziellen Problemen konfrontiert sind. Sie brauchen mehr Hilfe, und diese Hilfe ist in der Regel der Partner.“

Die Ergebnisse zeigen zudem, dass sich die Lebenszufriedenheit und die Persönlichkeitsmerkmale je nach Definition von Single stark unterscheiden. Menschen, die bereits eine lange Partnerschaft hatten und nun Singles sind, erzielen demnach bessere Ergebnisse als lebenslange Singles, erreichen aber nicht die Werte von Menschen, die sich aktuell in einer Partnerschaft befinden.

Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen Beziehungen

Die Studie liefert zudem Hinweise darauf, dass Menschen mit einer hohen Lebenszufriedenheit und bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen eher eine Beziehung eingehen. Es scheint also so zu sein, dass nicht die Partnerschaft die Persönlichkeit und Zufriedenheit beeinflusst, sondern dass Personen mit einem bestimmten Persönlichkeitstyp öfter einen Partner finden. Als Beispiel nennen die Forscher die Extrovertiertheit, ein Persönlichkeitsmerkmal, das dabei hilft, andere Menschen kennenzulernen und eine Partnerschaft einzugehen.

„Es ist wahrscheinlicher, dass Selektionseffekte auftreten.“

Laut den 77.000 Probanden gibt es außerdem deutliche demografische und kulturelle Unterschiede. In Süd- und Osteuropa ist die Lebenszufriedenheit bei Singles demnach am geringsten und die Heiratsraten sind am höchsten. Alleinstehende Frauen sind zudem oft deutlich zufriedener als Singlemänner. Ähnliche Ergebnisse lieferte kürzlich auch eine Studie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin), laut der romantische Beziehungen für Männer eine größere Bedeutung haben.

Zufriedenheit nimmt im Alter zu

Die Studie zeigt, dass die Lebenszufriedenheit von Singles im Alter zunimmt. Laut den Forschern liegt dies wahrscheinlich daran, dass Senioren ihre Lebensumstände eher akzeptieren. Die Unterschiede bei der Lebenszufriedenheit im Vergleich zu Paaren bleiben jedoch hoch. Ältere Singles haben deshalb im Mittel ein geringeres psychisches Wohlbefinden und eine geringere Lebenserwartung.

„Es gibt Unterschiede zwischen Menschen, die ihr ganzes Leben lang allein bleiben, und solchen, die eine Partnerschaft eingehen. Für mich bedeutet das, dass wir uns besonders um diese Menschen kümmern müssen.“

Angesichts der Studienerkenntnisse sprechen sich die Forscher dafür aus, neue Programme zu entwickeln, die älteren Singles helfen, soziale Kontakte zu pflegen und womöglich noch einen Partner kennenzulernen.

„Wenn sie Menschen haben, die sich um sie kümmern oder regelmäßig nach ihnen sehen, könnte das helfen.“

Psychological Science, doi: 10.1177/09567976241286865

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