Umfrage mit 6.000 Teilnehmern

Wieso halten sich Verschwörungstheorien über Windräder?

Robert Klatt

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Zu Windrädern gibt es viele Fehlinformationen und Verschwörungstheorien, die die Akzeptanz der Anlagen senken. Eine große Umfrage zeigt nun, wieso Menschen an die leicht widerlegbaren Aussagen glauben.

Stuttgart (Deutschland). Verschwörungstheorien zu Windrädern sind weitverbreitet. Kritiker der Windenergie behauptet etwa, dass die Anlagen gesundheits- und umweltschädlich sind oder sich wirtschaftlich nicht rentieren. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) zeigte kürzlich, dass diese falschen Behauptungen in Deutschland oft zu einem starken Widerstand in der lokalen Bevölkerung führen, woraufhin neue Projekte abgebrochen werden müssen.

Nun haben Forscher der Universität Hohenheim um Kevin Winter untersucht, wie stark Verschwörungstheorien und Fehlinformationen zu Windrädern, die nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen zutreffen, die Akzeptanz der Windenergie in der Bevölkerung beeinflussen.

„Bisher war wenig darüber bekannt, in welchem Ausmaß Menschen Falschinformationen über Windräder zustimmen.“

Umfrage mit über 6.000 Teilnehmern

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Communications haben die Wissenschaftler für ihre Studie eine Umfrage mit über 6.000 Teilnehmern aus den U.S.A., Australien und Großbritannien durchgeführt. Mehr als ein Viertel der Teilnehmer stimmt mindestens der Hälfte der 16 falschen oder irreführenden Informationen zu Windkraftanlagen zu. Besonders groß ist die Zustimmung bei vermeintliche Gesundheitsrisiken der Anlagen (20 %) sowie dazu, dass Informationen zum Thema Windenergie manipuliert sind (40 %).

„Überrascht hat uns, dass die Zustimmung zu thematisch sehr unterschiedlichen falschen Aussagen von den gleichen Personen kam.“

Menschen, die denken, dass Windräder die Gesundheit negativ beeinflussen, stimmen also auch eher anderen Fehlinformationen zu, etwa dass Windräder ökonomisch nicht sinnvoll sind. Die Umfrage zeigt zudem, dass Personen, die den Fehlinformationen und Verschwörungstheorien zustimmen, öfter gegen den Ausbau der Windenergie sind und an Demonstrationen teilnehmen.

Weltanschauung beeinflusst Glaube an Fehlinformationen und Verschwörungstheorien

Die Forscher haben außerdem untersucht, wieso Menschen an Fehlinformationen und Verschwörungstheorien zu Windrädern glauben. Laut der Umfrage ist dies vor allem von ihrer Weltanschauung abhängig. Personen, die oft von Verschwörungen ausgehen, stimmen demnach auch Falschinformationen zu Windkraftanlagen häufiger zu.

Bessere Informationen und eine ausreichende Bildung können kaum helfen. In der Umfrage war die Zustimmung zu Fehlinformationen bei ungebildeten, uninformierten Menschen und Menschen, die über wissenschaftliche Erkenntnisse zur Windkraft informiert waren, ähnlich hoch. Diese erklärt laut den Forscher auch, wieso Aufklärungskampagnen die Fehlinformationen nicht beseitigen können.

„Es dürfte schwierig sein, Falschinformationen allein durch das Bereitstellen von Fakten zu begegnen, solange diese nicht ins Weltbild der Menschen passen.“

Die Wissenschaftler halten es deshalb für sinnvoller, Kritiker nicht mit umfassenden Informationen aufzuklären, sondern sie stattdessen über ihre persönlichen Vorteile durch den Ausbau der Windenergie zu informieren, etwa finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten und geringere Strompreise. Langfristig soll zudem eine bessere Wissensbildung helfen, dank der Kritiker Fehlinformationen und Verschwörungstheorien eigenständig als fehlerhaft erkennen können sollen.

„Ein erfolgversprechenderer Ansatz für die naturwissenschaftliche Bildung scheint die Förderung der Fähigkeiten zu sein, die zur Bewertung wissenschaftlicher Erkenntnisse erforderlich sind, und nicht die bloße Vermittlung von Fakten.“

Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-024-53278-2

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