Dennis L.
Forscher der FAU haben neue Erkenntnisse darüber gewonnen, wie das individuelle Zeiterleben unsere Einstellung zur Zukunft beeinflusst. Die Studie zeigt, dass unsere Art der Zeitwahrnehmung Auswirkungen auf unser Interesse an kommenden Generationen hat.
Erlangen (Deutschland). In einer kürzlich durchgeführten Studie des Instituts für Psychogerontologie (IPG) wurde herausgefunden, dass das Interesse an zukünftigen Generationen von der verfügbaren Lebenszeit abhängt. Die Ergebnisse zeigen, dass alltägliche Schwankungen in der individuellen Zeitwahrnehmung unabhängig vom Alter Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den Generationen haben können. Diese Erkenntnisse tragen zu einem besseren Verständnis der Komplexität von zwischenmenschlichen Beziehungen in unterschiedlichen Lebensphasen bei.
Die Mehrheit der Menschen zeigt eine ausgeprägte Fürsorge für das Wohlergehen kommender Generationen, die sich in vielfältiger Weise manifestiert. Erscheinungsformen dieser Haltung können sich in ehrenamtlichen Tätigkeiten, umweltbewusstem Verhalten sowie in der Weitergabe von Wissen und Erfahrungen an jüngere Menschen zeigen. Diese Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis des Engagements und der Verantwortungsbereitschaft gegenüber zukünftigen Generationen bei und verdeutlichen deren Bedeutung für die Gesellschaft, wie die Autoren Helena Hösch, Fiona Rupprecht und Frieder Lang von der Friedrich-Alexander-Universität schreiben.
Bisherige Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Personen im mittleren und höheren Alter häufiger ein Interesse an kommenden Generationen zeigen als jüngere Menschen. Jedoch zeigt eine neue Studie des Instituts für Psychogerontologie (IPG) auf, dass das Alter weniger entscheidend ist als das individuelle Zeiterleben. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Engagement für zukünftige Generationen in allen Altersgruppen vorhanden ist und eng mit der individuellen Wahrnehmung von Zeit verbunden ist. Helena Hösch vom IPG betont:
"Bisher wurde das Engagement für zukünftige Generationen meist den späteren Lebensphasen zugeordnet. Unsere Studie belegt nun aber, dass dieses Engagement in allen Altersgruppen auftritt und mit dem persönlichen Zeiterleben zusammenhängt.“
In einer sechsjährigen Studie wurden mehr als 500 Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 88 Jahren wiederholt zu verschiedenen Themen befragt. Im Rahmen der Untersuchung wurden Veränderungen im individuellen Zeiterleben sowie die Fürsorgebereitschaft für zukünftige Generationen erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass an Tagen, an denen das Zeitkontingent im Leben größer wahrgenommen wird, eine stärkere Neigung besteht, sich für das Wohlergehen anderer Menschen zu engagieren, als an Tagen mit einem vermeintlich knapperen Zeitbudget. Hierbei waren keine Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Erwachsenen feststellbar, schreiben die Forscherinnen im Fachmagazin Journal of Adult Development.
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass das eigene Empfinden von Bedeutsamkeit und das Gefühl, mit dem Wandel mithalten zu können, wesentliche Rollen in Bezug auf die Haltung zu nachkommenden Generationen spielen. Personen, die sich durch die Schnelllebigkeit des Alltags überfordert oder ausgegrenzt fühlen, zeigen weniger Engagement für zukünftige Generationen. In diesem Zusammenhang spielt das Alter eine untergeordnete Rolle, während die Haltung zur eigenen Zukunft die persönliche Einstellung zum technologischen oder gesellschaftlichen Fortschritt beeinflusst. Dies unterstreicht die Bedeutung einer verantwortungsvollen und fürsorglichen Haltung zur Zukunft für ein gedeihliches Miteinander in der Gesellschaft.
Journal od Adult Development; doi: 10.1007/s10804-023-09441-y