Deutliche Schwankungen

Zu welcher Uhrzeit sind Menschen am glücklichsten?

 Robert Klatt

Frau ist morgens am glücklichsten )kcotS ebodAotohPretteB(Foto: © 

Die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden schwanken im Tagesverlauf stark. Dies könnte an physiologischen Veränderungen liegen, die durch die innere Uhr des Menschen verursacht werden.

London (England). Das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit des Menschen werden laut unterschiedlichen Studien von vielen Faktoren beeinflusst. Bisher hat die Wissenschaft aber kaum untersucht, ob das Glücksempfinden im Tagesverlauf schwankt. Forscher des University College London (UCL) haben deshalb eine Studie durchgeführt, die untersucht hat, ob die psychische Gesundheit (depressive Symptome und Angstsymptome), das hedonistische Wohlbefinden (Glücksempfinden), die Lebenszufriedenheit und das soziale Wohlbefinden, je nach Tageszeit variiert.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen im Durchschnitt morgens besser und um Mitternacht am schlechtesten sind. Wir haben eine große Stichprobe mit wiederholten Daten ausgewertet – fast eine Million Umfrageantworten von 49.000 Teilnehmern über zwei Jahre.“

Daten der COVID-19 Social Study

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin BMJ Mental Health haben die Forscher für ihre Studie Daten der UCL COVID-19 Social Study analysiert. Diese hat im Zeitraum von März 2020 bis November 2021 regelmäßig alle Aspekte der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens über einen Fragebogen erfasst, etwa mit Fragen wie:

„Wie glücklich haben Sie sich in der vergangenen Woche gefühlt? Wie zufrieden waren Sie mit Ihrem Leben? Inwieweit haben Sie das Gefühl, dass das, was Sie in Ihrem Leben tun, sinnvoll ist?“

Das System hat bei der Beantwortung der Fragen die Uhrzeit und das Datum erfasst. Außerdem wurden zusätzliche potenziell einflussreiche Faktoren, darunter das Alter, das Geschlecht, der Erwerbsstatus und der körperliche und psychische Gesundheitszustand, erfasst.

Informationen von fast 50.000 Probanden

Die aktuelle Studie basiert auf Daten von 49.218 Personen, darunter vor allem Frauen (76,5 %) und Menschen mit Hochschulabschluss (68 %). Laut der Analyse schwankt das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit im Tagesverlauf stark. Die meisten Menschen fühlen sich morgens am besten und haben die höchsten Werte für Glück, Lebenszufriedenheit und Sinnhaftigkeit und die geringsten Werte für Depressions- und Angstsymptome sowie Einsamkeitsgefühle. Am späten Abend ist das Bild umgekehrt.

Wochentage beeinflussen die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden weniger stark. Glück, Lebenszufriedenheit und das Gefühl von Sinnhaftigkeit waren montags und freitags am höchsten und das Glücksempfinden dienstags. Das Einsamkeitsgefühl schwankt hingegen im Wochenverlauf nicht.

Einfluss der Jahreszeiten auf das Wohlbefinden

Außerdem haben die Wissenschaftler Belege dafür entdeckt, dass die Jahreszeiten die Stimmung des Menschen stark beeinflussen. Im Winter sind die Werte für Depressions- und Angstsymptome und das Einsamkeitsgefühl höher und die Werte für Glück, Lebenszufriedenheit und das Gefühl, dass das Leben sinnvoll ist, geringer als in den anderen Jahreszeiten. Am besten war die psychische Gesundheit im Sommer.

Die Forscher erklären, dass die Studie lediglich eine Korrelation und keine Kausalität zeigt. Sie halten es jedoch für wahrscheinlich, dass die Schwankungen bei der psychischen Gesundheit und beim Wohlbefinden während des Tages durch physiologische Veränderungen verursacht werden, die auf die innere Uhr des Menschen zurückgehen.

„Zum Beispiel erreicht das Cortisol kurz nach dem Aufwachen seinen Höchststand und sinkt bis zum Schlafengehen auf den niedrigsten Wert. Es ist jedoch wichtig, die Unterschiede zwischen Wochenenden und Wochentagen zu berücksichtigen.“

BMJ Mental Health, doi: 28/1/e301418

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