Wettsteuer mit großem Einfluss

Wie entstehen Wettquoten?

D. Lenz

Wie entstehen eigentlich Wettquoten? )yabaxipserutciPniamoDcilbuP(Foto: © 

Die Berechnung von Wettquoten ist mathematisch zwar simpel, erfordert aber trotzdem viel Erfahrung.

(Deutschland). In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Wetteinsätze bei Sportwetten in Deutschland mehr als verdoppelt. 2012 konnte du Branche Wetteinsätze in Höhe von 3,46 Milliarden Euro verbuchen, 2017 waren es bereits 7,67 Milliarden Euro. Sportwetten sind somit auch für den Staat aufgrund der erhobenen Steuern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Auch für das noch laufende Jahr rechnen Analysten mit einem erneuten Anstieg der Wetteinsätze. Obwohl Sportwetten inzwischen in der Mitte der Bevölkerung angekommen sind und sich zu einer immer beliebteren Form der Unterhaltung entwickeln, ist vielen Teilnehmern noch nicht bewusst, wie die Buchmacher ihre Wettquoten eigentlich berechnen.

Analyse der Eintrittswahrscheinlichkeit

Da der größte Anteil der Sportwetten in Deutschland auf Fußball und dort insbesondere auf die Bundesliga entfällt wird im folgenden Beispiel anhand der Partie Borussia Dortmund gegen FC Bayern München demonstriert, wie Buchmacher ihre Quoten berechnen.

Im ersten Schritt erfolgt die Analyse der Eintrittswahrscheinlich eines Sieges der beiden Vereine. Dazu nutzen große Anbieter interne Experten die sich mit den jeweiligen Mannschaften und den aktuellen Entwicklungen wie beispielsweise verletzten Spielern oder der Form der Sportler beschäftigen. Kleinere Anbieter kaufen diese Informationen oft von externen Analyseunternehmen, da sie keine eigenen Experten beschäftigten können. Da sich aufgrund der verschiedenen Annahmen der Experten, aus denen dann wiederum die Quoten errechnet werden, unterschiedliche Eintrittswahrscheinlichkeiten ergeben nutzen erfahrenen Spieler, bevor sie eine Wette platzieren, ein Portal das die verschiedenen Quoten der einzelnen Wettanbieter vergleicht. Je nach Anbieter schwanken ihre möglichen Gewinne oft um bis zu 20 Prozent.

Auffallend ist, dass die Quoten bei wichtigen Partien häufig sehr genau analysiert wurden und somit nur geringe Gewinnmöglichkeiten für die Spieler bieten. Erfahrene Sportwetter versuchen daher oft durch Wetten auf Randsportarten und Spiele in unteren Ligen attraktive Quoten zu erhalten, die vom Buchmacher und Hobbyspielern kaum beachtet werden und somit höhere Gewinnchancen bieten.

Die Analyse des fiktiven Beispiels führte dazu, dass der Buchmacher folgende Eintrittswahrscheinlichkeiten in sein System aufnimmt:

Heimsieg FC Bayern München: 70 Prozent
Unentschieden: 15 Prozent
Auswärtssieg Borussia Dortmund: 15 Prozent

Anschließend wird aus diesen Eintrittswahrscheinlichkeiten mit der Formel 100 / Eintrittswahrscheinlichkeit die sogenannte "faire Quote" ermittelt, die zu folgenden Quoten führt:

Heimsieg FC Bayern München: 1,43
Unentschieden: 6,67
Auswärtssieg Borussia Dortmund: 6,67

Gewinnmarge des Buchmachers

Die faire Quote führt dazu, dass alle Wetteinsätze wieder an die Teilnehmer ausgeschüttet werden würden. Der Buchmacher würde somit keinen Anteil erhalten, um seine Kosten zu decken und Gewinne zu erwirtschaften. Daher wird nun die Gewinnmarge des Anbieters einbezogen, die im Normalfall zwischen 5 und 10 Prozent liegt. Bei einer im Beispiel angenommen Gewinnmarge von 10 Prozent wird die tatsächlich angebotene Quote wie folgt berechnet:

Reale Quote = Faire Quote x (1 – 0,10)

Die Teilnehmer der Sportwetten können somit auf folgende Quoten setzen:

Heimsieg FC Bayern München: 1,29
Unentschieden: 6,0
Auswärtssieg Borussia Dortmund: 6,0

Verschiebung der berechneten Wettquote

Im Verlauf der anschließenden Platzierung der Sportwetten kommt es häufig noch zu einer Verschiebung der Quote. Das Ziel der Anbieter ist es, dass eine Balance entsteht, die ihnen unabhängig vom Ausgang des Spiels einen Gewinn garantiert. Sollte es also dazu kommen, dass im Beispiel aufgrund der mit 6,0 hohen Quote auf Dortmund zu viele Personen auf einen Sieg des Vereins setzen, würde das System des Anbieters die Quote dynamisch anpassen, bis das Gleichgewicht durch weitere Wetten ausgeglichen wird.

In der Praxis könnte es daher dazu kommen, dass die ursprünglich angebotene Quote von 6,0 durch die abgegebenen Wetten auf beispielsweise 5,5 korrigiert wird.

Steuern verschlechtern die Quoten

Neben der Gewinnmarge der Anbieter, die bereits in die angebotenen Quoten eingepreist ist, müssen die Teilnehmer der Sportwetten auch noch die Besteuerung durch den Staat einbeziehen, um zu erkennen, ob eine Wette ihrer Meinung nach profitabel ist.

Die Besteuerung von Sportwetten wird im Rennwett- und Lotteriegesetz (RennwLottG) geregelt. Die Höhe der 2012 eingeführten Pauschalsteuer liegt bei 5 Prozent. Da die Abfuhr der Steuer durch die Spieler selbst aus Sicht der Finanzämter kaum zu kontrollieren wäre, erfolgt die Abgabe durch die Buchmacher direkt, die eine sogenannte Drittschuldnerhaftung tragen. Die Abgabe der Steuer erfolgt bei den unterschiedlichen Anbietern von Sportwetten nicht gleich, daraus ergeben sich durch die jeweiligen Berechnungsmodelle Differenzen in den möglichen Gewinnen der Spieler. Eine Studie Universität Hohenheim beschäftigt sich detailliert mit den verschiedenen Besteuerungsmodellen.

Die Auswirkungen auf den Spieler zeigt folgendes Beispiel, indem 100 Euro bei einer Quote von 6,0 auf den Auswärtssieg von Borussia Dortmund gesetzt werden.

Anbieter A trägt die Steuer selbst. Der Spieler wird somit nicht belastet und erhält, wenn sein Tipp eintritt 100 Euro x 6,0 = 600 Euro Gewinn.

Anbieter B führt die 5 Prozent Steuer auf den Wetteinsatz für den Spieler ab. Von 100 Euro die der Spieler investiert, gehen somit 5 Euro an den Fiskus. Sollte er richtig liegen beträgt sein Gewinn somit 95 Euro x 6,0 = 570 Euro

Anbieter C erhebt die 5 Prozent Steuer auf gewonnen Wetten. Bei einer erfolgreichen Wette würde der Gewinn eigentlich 100 Euro x 6,0 = 600 Euro betragen. Von diesen 600 Euro werden dann aber noch 5 Prozent Steuer abgezogen. Der tatsächliche Gewinn liegt somit bei 570 Euro.

Bei exakt gleichen Quoten ist somit eine Wette bei Anbieter A aus Sicht des Spielers die beste Wahl.

Selbst wenn Anbieter A eine Quote offeriert die gleich oder größer 5,70 ist, ist er unter der Berücksichtigung der Steuer gleich profitabel oder profitabler als Anbieter B und C.

Spieler sollten daher bei Wahl ihres Buchmachers nicht nur die tatsächliche Quote, sondern auch immer die Steuerbelastung mit einbeziehen.

Aussagen der Wettquote über das Sportereignis

Die angebotene Quote korreliert zwar mit der Eintrittswahrscheinlich eines Sieges der beiden Mannschaften, ein kausaler Zusammenhang besteht jedoch nicht in jedem Fall.

Dies zeigt sich oft bei internationalen Ereignissen wie dem Boxen, wo zwei voneinander isolierte Spielergruppen bei unterschiedlichen Buchmachern setzen. Würde die Wettquote tatsächlich die Siegeswahrscheinlich abbilden, müssten die Quoten an beiden Orten zumindest annährend gleich sein. In der Praxis kommt es aber oft dazu, dass in Region A verstärkt Wetten auf die lokale Mannschaft oder den lokalen Sportler abgegeben werden, während in Region B ein gegensätzliches Bild zu beobachten ist. Die Wettquoten verschieben sich so von den möglichst objektiv festgelegten Quoten der Buchmacher aufgrund der abgegebenen Tipps der Spieler immer weiter. Schlussendlich kommen so teilweise Quoten zusammen, deren Aussage über das tatsächliche Sportereignis relativ gering ist.

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