Robert Klatt
Das Lift Energy Storage Technology (LEST) kann aus den Aufzügen von Hochhäusern gigantische Stromspeicher machen.
Laxenburg (Österreich). In den kommenden Jahren wird der Anteil erneuerbarer Energien stark zunehmen. Weil die Stromproduktion mit Wind- und Solarenergie nicht gleichmäßig ist, müssen Energiespeicher geschaffen werden, die in der Nacht und bei Flaute einspringen können. Erprobt wird zum Beispiel ein System, das alte Autobatterien als stationären Stromspeicher nutzt.
Wissenschaftler des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) haben nun eine innovative Speichertechnik vorgestellt, die die Gravitation nutzt. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Energy sollen Aufzüge in Hochhäusern mit überschüssiger erneuerbarer Energie schwere Gewichte nach oben transportieren. Wenn die Energie benötigt wird, können die Gewichte wieder nach unten gelassen werden. Pumpspeicher und Wasserkraftwerke erzeugen mit demselben Prinzip Strom.
Auf die Idee für das System mit dem Namen Lift Energy Storage Technology (LEST) kam der Projektleiter Julian Hunt aufgrund seiner Wohnsituation. Hunt lebt im 14ten Stock und verbringt deshalb oft Zeit in einem Aufzug. Inzwischen hat das Konzept der Schwerkraftspeicherung in der Wissenschaft, aber auch bei Start-ups für Aufsehen gesorgt.
Eine praktische Umsetzung ist laut den Forscher durchaus realistisch. Es existieren bereits über 18 Millionen geeignete Aufzüge, von denen ein Großteil längere Leerlaufzeiten hat. Wenn diese Aufzüge keine Menschen transportieren, könnten sie demnach als Batterie zur Schwerkraftspeicherung von Strom verwendet werden. Hinzukommt, dass viele moderne Aufzüge bereits über regenerative Bremsen verfügen. Bei diesen Aufzügen wären die Investitionskosten also nicht hoch.
Problematisch ist hingegen die Lagerung der Gewichte. Der Schwerkraftspeicher könnte zum Beispiel nasse Sandbehälter verwenden. Diese müssten aber in Fluren oder Räumen gelagert werden. In den Nutzungszeiten des Schwerkraftspeichers müssten Roboter die Gewichte dann in die Aufzüge bringen. Ein weiteres Problem ist die Deckentragfähigkeit der Hochhäuser. Bei einigen Gebäuden wären die erforderlichen Gewichte des Schwerkraftspeichers vermutlich deutlich zu hoch.
Energy, doi: 10.1016/j.energy.2022.124102