Robert Klatt
Eine neue Verbundträgerbauweise ermöglicht den Bau von Wolkenkratzern aus Holz. Die Innovation soll dabei helfen, die CO₂-Emissionen des Bausektors zu reduzieren.
Tokio (Japan). Die Bauindustrie experimentiert schon länger mit Holz als Material für Hochhäuser. Das bisher höchste Holzhochhaus in Norwegen ragt 85 Meter in den Himmel. Der japanische Baukonzern Nikken Sekkei und der Holzverarbeitungskonzern Sumitomo Forestry haben nun eine innovative Verbundträgerbauweise entwickelt, die Holzbalken und Stahlbetondeckenplatten kombiniert. Es können so bis zu 350 Meter hohe Wolkenkratzer errichtet werden, die hauptsächlich aus Holz bestehen.
Dank des neuen Verfahrens können Holzträger mit einer Spannweite von bis zu zwölf Metern verbaut werden. Bisher waren Holzbalken im Hochhausbau maximal sechs Meter lang. Außerdem sind die neuen Holzbalken weniger tief, um die Geschosshöhe und den Materialbedarf zu verringern. Laut den beiden Unternehmen ist die Holzkonstruktion optimal für mittelgroße und sehr hohe Gebäude.
Die neuen Holzträger besitzen eine Oberfläche mit einem Sägezahnmuster. Dazu wird alle 25 Zentimeter eine bis zu 3,5 Zentimeter tiefe Einkerbung in die Balken gesägt. In der Mitte jeder Vertiefung werden 16 Millimeter dicke Sechskantschrauben eingefügt. Anschließend wird auf die Holzbalken die Stahlbetondecke aufgebracht.
Laut den Entwicklern entsteht durch das Sägezahnmuster eine Verbundkonstruktion mit einer besonders festen Struktur, die herkömmlichen Stahl- und Stahlbetonkonstruktionen nicht unterlegen ist. Zudem ist durch das Sägezahnmuster nur ein Zehntel der Stahlschrauben erforderlich, um die Betonplatte festzuhalten, wie bei herkömmlichen glatten Holzbalken.
Gestartet wurde das Projekt W350 durch Sumitomo Forestry bereits im Jahr 2018. Das Ziel ist es, bis zum 350-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 2041 ein 350 Meter hohes Hochhaus zu errichten.
Die neue Methode soll außerdem dabei helfen, die CO₂-Emissionen des Bausektors deutlich zu reduzieren. Aktuell besitzt Japan große Industriewälder, die nach dem Zweiten Weltkrieg angepflanzt wurden. Durch die erste GATT-Freihandelsrunde kollabierte in den 1960er-Jahren deren Nutzung jedoch, weil der Import von Holz günstiger war als die Nutzung der eigenen Ressourcen. Nikken Sekkei und Sumitomo Forestry hoffen somit darauf, dass der Einsatz von Holz beim Bau von Hochhäusern dazu führt, dass ein neuer Massenmarkt für Holz in Japan entsteht. Dies würde wahrscheinlich dazu führen, dass sich die Nutzung der lokalen Nadelwälder wieder lohnt.