Robert Klatt
Im Finale der UEFA EURO 2020 wird laut Algorithmen aus der Bioinformatik England gegen Frankreich spielen. Deutschland scheidet demnach bereits im Achtelfinale aus.
Karlsruhe (Deutschland). Laut Alexandros Stamatakis, Professor für High Performance Computing am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Ben Bettisworth vom Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) lässt sich die K.-o.-Phase von Turnieren anhand von Algorithmen aus der Bioinformatik berechnen. Dazu entwickelten die Wissenschaftler laut ihres Papers, das bisher auf dem Preprint-Server bioRxiv publiziert wurde, die Software Phylourny.
Als Basis der Software dient der Baumschnittalgorithmus des US-amerikanischen Evolutionsbiologen Joseph Felsenstein. Diesen modifizierten die Wissenschaftler so, dass keine hohe Anzahl an Turnierverläufen mehr simuliert werden muss, sondern dass das Ergebnis eines Turniers effizient und exakt berechnet werden kann. Möglich ist dies, weil Turniersiege wie die Rekonstruktion von evolutionären Beziehungen verschiedener Arten in der Phylogenetik modelliert werden können. Ihre Berechnung ist demnach vergleichbar mit der Berechnung von Stammbäumen.
Demonstriert haben die Entwickler ihre Software, die unter der GNU GPL Version 3.0 frei zur Verfügung steht, am Beispiel der UEFA EURO 2020. Laut den Berechnungen wird im Finale England auf Frankreich treffen. Die größere Chance auf den Titel hat dabei England. Deutschland würde demnach bereits im kommenden Achtelfinale ausscheiden, wenn die Ergebnisse der Algorithmen korrekt sind.
In Zukunft möchten die Wissenschaftler ihre Software um weitere Methoden zur Berechnung von Gewinnwahrscheinlichkeiten erweitern, um noch genauere Prognosen abgeben zu können.
bioRxiv, doi: 10.1101/2021.06.24.449715