Robert Klatt
Unfälle in Kernkraftwerken sind so komplex, dass auch moderne Computersimulationen sie nicht hundertprozentig genau simulieren können.
Wien (Österreich). „Wenn ein Kernkraftwerk evaluiert wird, spielen Computersimulationen eine große Rolle“, erklärt der Risikoforscher Nikolaus Müllner vom Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften der Universität für Bodenkultur (BOKU). Trotzdem können auch moderne Computersimulationen, wie Müllner auf dem Wiener Nuklearsymposiums sagte, große Atomkraftwerksunfälle wie Fukushima und Tschernobyl nicht prognostizieren.
Ob ein Kernkraftwerk sicher ist, wird unter anderem anhand einer Reihe auslösender Ereignisse untersucht, die simuliert werden. Es soll so untersucht werden, was bei einem Unfall mit dem Kraftwerk und seiner Umgebung geschieht. „Bei diesen Sicherheitsnachweisen kommt immer heraus, dass der Reaktor sicher ist, weil sonst wird ja das Kraftwerk nicht bewilligt“, so Müllner.
Ein Unfall in einem Atomkraftwerk ist jedoch laut Müllner ein „hochkomplexes Phänomen“, das sich nicht hundertprozentig genau simulieren lässt. „Man kann eigentlich nur das vorhersehen, mit dem man schon rechnet“, so der Wissenschaftler. Es ist deshalb in der Politik und Wissenschaft erforderlich zu diskutieren, wie man in Zukunft beim Betrieb der vorhandenen Atomkraftwerke und der eventuellen Planung neuer Standorte mit diesen Unsicherheiten umgeht.
Zumindest welche Regionen bei einem Unfall mit radioaktivem Material belastet werden würden, lässt sich aber relativ genau anhand von Computersimulationen bestimmen. Ein Team der BOKU hat anhand von repräsentativen Wettersituationen und den aktiven Kernkraftwerken in Europa eine Risikokarte erstellt, die zeigt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für eine radioaktive Belastung in den einzelnen Regionen des Kontinents ist. „Damit kann man das Risiko transparenter machen“, konstatiert Müllner.