Robert Klatt
In Berlin wird einer der größten Wärmespeicher Europas befüllt. Mit einem Volumen von rund 56 Millionen Litern (350.000 Badewannen) soll die gigantische „Thermoskanne“ bei einem Gasnotstand private und gewerbliche Objekte mit Fernwärme versorgen.
Berlin (Deutschland). In den kommenden Monaten könnte es in Deutschland bei ausbleibenden russischen Lieferungen zu einem Gasnotstand kommen. In Berlin-Spandau wird deshalb aktuell auf dem Gelände des Heizkraftwerks Reuter von Vattenfall ein gigantischer Warmwasserspeicher befüllt, der private und gewerbliche Objekte mit Fernwärme versorgen soll. Die „Thermoskanne“ ist 45 Meter hoch und 43 Meter breit. Ihr Volumen liegt bei etwa 56 Millionen Litern. Das entspricht rund 350.000 Badewannen.
Wenn ein Überangebot an erneuerbarem Strom aus Solar- und Windkraftwerken besteht, wird das Wasser des Wärmespeichers fast auf Siedetemperatur erhitzt. Wenn die Wärme benötigt wird, kann das heiße Wasser über das Fernwärmenetz in der Stadt verteilt werden.
„Bei einer thermischen Leistung von 200 Megawatt kann der Speicher 13 Stunden lang Wärme liefern - sogar bei sehr kalter Witterung“, erklärt Tanja Wielgoß, Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin AG. Investiert wurden in das Projekt rund 50 Millionen Euro.
Seinen kommerziellen Betrieb soll der größte Wärmespeicher Deutschlands laut Vattenfall im April 2023 aufnehmen. Die Erstbefüllung des Warmwasserspeichers startet im Juli 2022. Das Wasser muss dazu entgast und teilentsalzt werden, damit es im Berliner Stadtwärmenetz nicht zu Verschleiß kommt. Geplant ist für die Erstbefüllung ein Zeitraum von rund zwei Monaten.
In Berlin existieren über 2.000 Kilometer Rohrleitungen, über die das Fernheizwasser in der Stadt verteilt werden. Die Vattenfall Wärme Berlin AG kann darüber ein Drittel der Berliner Gebäude mit Stadtwärme versorgen.