Künstliche Intelligenz (KI)

ChatGPT in der Forschung und im Studium: Potenzielle Chancen & Risiken

Robert Klatt

Studentin nutzt ChatGPT )kcotS ebodAogeiD(Foto: © 

Mit dem sogenannten KI-basierten Dialogsystem ChatGPT hat das US-amerikanische Unternehmen OpenAI in jüngster Vergangenheit bekanntlich für viel Aufsehen gesorgt – nicht zuletzt auch in den Bereichen Lehre und Forschung. Die Künstliche Intelligenz bietet auf den ersten Blick zahlreiche Vorteile für Wissenschaftler, Akademiker und Studenten in ganz Deutschland, doch sind es derzeit primär die Universitäten selbst, die eine nachhaltige Implikation der Software unnötig verkomplizieren. Aber warum gibt es diese Technologie-Panik denn überhaupt? Droht den Hochschulen wirklich eine Art Plagiatsepidemie? Und inwiefern lässt sich die Verwendung intelligenter Chatbots tatsächlich nachhaltig kontrollieren?

San Francisco (U.S.A.). Die Künstliche Intelligenz (KI) ChatGPT, die Ende November 2022 von OpenAI als Prototyp veröffentlicht wurde, bestimmt seitdem die nationale und internationale Berichterstattung. Doch während die Künstliche Intelligenz von den einen als Meilenstein der modernen Technologie angesehen wird, sind es gerade die Hochschulen, die der uneingeschränkten Nutzung der Software einen Riegel vorschieben möchten.

So hat etwa die Universität Tübingen schon Anfang 2023 verlauten lassen, dass „von ChatGPT erstellte Texte nicht von Studenten im Rahmen von schriftlichen Studien- und Prüfungsleistungen verwendet werden dürfen“ – selbst wenn der Einsatz des intelligenten Chatbots transparent dargelegt wird. Einige andere Hochschulen, wie die Universität Hohenheim, sehen hingegen keinen Grund für ein derart explizites Verbot, da man die Studenten primär in Bezug auf die Forschung und Recherche nicht zu stark einschränken möchte.

Quo vadis, ChatGPT?

Viele deutsche Hochschulen fürchten also eine wahre Plagiatsepidemie, die zu bislang ungeahnten Komplikationen in Bezug auf die allgemeinen Prüfungsleistungen der Studierenden und in dem Bereich Urheberrecht führen werden. Ob dem tatsächlich so ist, soll ein Rechtsgutachten der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen klären – doch wie sollen sich Studentinnen und Studenten bis dahin verhalten?

Wie sooft gibt es diesbezüglich aktuell keine allgemeingültige Vorgabe, sprich: wer ChatGPT nutzen möchte – zum Beispiel um für die eigene Bachelor- respektive Masterarbeit geeignete qualitative oder quantitative Forschungsmethoden zu finden – kann dazu zwar grundsätzlich auf die KI zurückgreifen, jedoch nur zu reinen Recherchezwecken. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte die Verwendung der ChatGPT-Software jedoch schon im Vorfeld mit den verantwortlichen Stellen der jeweiligen Hochschule abgesprochen werden.

Tipp: Da ChatGPT derzeit größtenteils noch auf einem reinen Sprachmodell basiert (Stichwort Chatbot), empfiehlt sich primär bei komplexen mathematischen Berechnungen die komplementäre Nutzung andere KI-basierter Recherchetools wie Wolfram|Alpha.


Die Vor- und Nachteile der Künstlichen Intelligenz

Geht es nach der Meinung zahlreicher KI-Experten, kann ChatGPT aufgrund der Leistungsfähigkeit, dem einfachen Zugang und der allgemeinen Benutzerfreundlichkeit als Meilenstein der KI-Entwicklung angesehen werden. Und genau diese vorteilhaften Eigenschaften sind es auch, die den intelligenten Chatbot bei Studierenden derart beliebt machen. Überdies beantwortet die KI selbst die kompliziertesten Fragen binnen kürzester Zeit, hilft beim Verfassen beziehungsweise bei der Übersetzung akademischer Texte und kann sogar seitenlange Fachliteratur leicht verständlich zusammenfassen.

All diese Vorteile zusammengenommen ermöglichen facettenreiche Einsatzmöglichkeiten und können den Studierenden dabei helfen, die zahlreichen Informationen einfacher, schneller und nachhaltiger zu verarbeiten – was im Optimalfall der gesamten Forschung zugutekommen würde. Allerdings sind mit der Nutzung der Künstlichen Intelligenz auch einige nennenswerte Nachteile verbunden, die man keinesfalls außer Acht lassen sollte.

Zum einen lernt ChatGPT derzeit nicht kontinuierlich automatisch weiter, wie OpenAI in den eigenen FAQs bereits festgestellt hat. Dieser Umstand wird sich aufgrund der jetzt aufgehobenen Limitierung in naher Zukunft zwar voraussichtlich ändern, führt momentan jedoch noch beispielsweise dazu, dass aktuelle kulturhistorische Geschehnisse (wie unter anderem die militärischen Konflikte in der Ukraine, dem Jemen oder dem Sudan) von der KI nur marginal berücksichtigt werden können. Ebenso besteht natürlich die Gefahr, dass ChatGPT nun auch Zugriff auf Inhalte aus dem Internet hat, die ihrerseits KI-generiert und von vornherein fehlerhaft sind, wodurch die Ergebnisqualität sukzessiv sinken würde. Zum anderen kommt es immer wieder vor, dass ChatGPT lückenhafte oder inkorrekte Texte und falsche Quellenangaben als Ausgangspunkt verwendet, was gerade bei wissenschaftlichen Arbeiten bekanntlich zu desaströsen Ergebnissen führen kann.

Darüber hinaus gibt es noch immer große Probleme in Sachen Datenschutz, sowie in Bezug auf die emotionale Kreativität und Sensibilität, sodass schnell ungewollte Missverständnisse entstehen können. Es bleibt also mit Spannung abzuwarten, wie sich die Nutzung der Künstlichen Intelligenz im Hochschulbereich in naher Zukunft weiterentwickeln wird.

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