Robert Klatt
In der Lausitz entsteht das höchste Windrad der Welt. Das Höhenwindrad kann die besseren Windverhältnisse nutzen und dadurch deutlich mehr Strom produzieren als die heute üblichen Windkraftwerke.
Leipzig (Deutschland). In Deutschland wurde 2023 der höchste Windmessturm der Welt installiert. Die rund 300 Meter hohe Anlage in der Lausitz ist etwa doppelt so hoch wie die benachbarten Windkraftwerke und wurde errichtet, um zu untersuchen, ob es sich lohnt, die besseren Windverhältnisse in höheren Luftschichten zu erschließen. Wie Jürgen Großmann, Gründer des Ingenieursdienstleisters Gicon, berichtet, haben die Ergebnisse des Windmessturms die Erwartungen signifikant übertroffen.
Ein 300 Meter hohes Windkraftwerk könnte demnach im Vergleich zu den heute üblichen Windkraftwerke 60 bis 70 Prozent mehr Strom erzeugen. Eine entsprechende hohe Offshore-Anlage könnte jährlich bis zu 50 Gigawattstunden (GWh) produzieren.
In Anbetracht der positiven Ergebnisse soll in der Lausitz bald ein 365 Meter hohes Windkraftwerk entstehen. Dies wäre das höchste Windrad der Welt. Bisher sind rund drei Jahre Entwicklungsarbeit in das Projekt geflossen. Der Bau der Pilotanlage soll starten, sobald die letzten Genehmigungen vorliegen. Insgesamt kosten die Entwicklung und der Bau des Höhenwindrads, das eine Laufzeit von 20 Jahren haben soll, zwischen 20 und 30 Millionen Euro.
Laut Großmann nutzt das Höhenwindrad eine marktübliche Turbine. Um diese auf die enorme Betriebshöhe zu befördern, hat Gicon einen Teleskopturm entwickelt. Der äußere Turm enthält einen weiteren kompakteren Turm, der in ihm nach oben geschoben wird. Zudem unterscheidet sich das neuentwickelte Höhenwindrad dadurch, dass es aus einer Gitterkonstruktion besteht, die Material einspart und den Windwiderstand reduziert.
Gicon und die Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) möchten in den kommenden zehn Jahren 1.000 Höhenwindräder in Deutschland errichten. Diese können gemeinsam rund fünf Prozent des Strombedarfs decken. Laut den beteiligten Unternehmen sollen die neuen Höhenwindräder primär in bereits bestehenden Windparks als „zweite Etage“ entstehen, um lange Genehmigungsverfahren überflüssig zu machen.
