Robert Klatt
Eine Betavoltaik-Batterie aus nuklearem Abfall könnte Implantate wie Herz- oder Hirnschrittmacher lebenslang mit Strom versorgen. Die neue Energiequelle könnte in wenigen Jahren auf dem Markt kommen.
Bristol (England). Die Batterien elektronischer medizinischer Implantate wie Herz- oder Hirnschrittmacher können diese für ungefähr sechs bis zehn Jahre mit Strom versorgen. Danach muss das komplette Implantat operativ ausgetauscht werden. Die Wissenschaft sucht deshalb nach neuen Methoden, mit denen ein Implantat lebenslang mit Strom versorgt werden kann.
Denkbar ist etwa eine triboelektrische Stromversorgung, die aus der Bewegung des Herzens Strom für den Herzschrittmacher erzeugt. Die Unternehmen Arkenlight (England) und Axorus (Frankreich) haben nun eine alternative Stromversorgung vorgestellt, die mithilfe von Atommüll Implantate versorgen soll.
Arkenlight hat dazu aus nuklearem Abfall einen Diamanten gepresst, dessen hochenergetische Elektronen und Betapartikel in elektrische Energie umgewandelt werden. Je nach Isotopen soll diese Betavoltaik-Batterie über Jahrzehnte bis Jahrtausende Energie liefern können.
Laut den Entwicklern ist die Batterie trotz des radioaktiven Materials ungefährlich, weil die auftretende Betastrahlung die menschliche Haut nicht durchdringen kann. Außerdem ist die Betavoltaik-Batterie so aufgebaut, dass sie mechanisch nicht beschädigt werden kann.
Die Betavoltaik-Batterie versorgt künstliche Neuronen, die Axorus entwickelt hat. Diese sollen in das Nervensystem von Menschen eingebunden werden und dort unterschiedliche Aufgaben erledigen. Aktuell arbeitet Axorus etwa an einem elektronischen Neuro-Interface, das es Menschen mit Makuladegeneration wieder ermöglichen soll, scharf zu sehen.
Die nötige Energie kann die künstliche Netzhaut aus dem Umgebungslicht gewinnen. Die Betavoltaik-Batterie soll das Neuro-Interface in der Dunkelhaut mit Strom versorgen. Ein entsprechender Prototyp wird aktuell gebaut.
Laut Arkenlight-CEO Boardman erwarten die Unternehmen „in mehreren Jahren“ ein marktreifes Produkt. Bevor die Betavoltaik-Batterie tatsächlich Menschen implantiert werden kann, muss in klinischen Studien erst die Sicherheit und Verlässlichkeit nachgewiesen werden. Zudem muss das Unternehmen eine ausreichend hohe Kapazität in die kleine Batterie verpacken.