Robert Klatt
Wissenschaftler haben erstmals Kaffeepulver im Labor erzeugt, das schmeckt und riecht wie normaler Kaffee. In vier Jahren soll das Produkt in den Handel kommen.
Espoo (Finnland). Wissenschaftler des Technischen Forschungszentrums Finnland (VTT) haben erstmals Kaffee im Labor erzeugt. Verwendet hat das Team um Heiko Rischer dazu Techniken, die denen der Laborfleischherstellung ähneln. Im ersten Schritt züchteten die Forscher Zellen der Kaffeepflanze, die dann in einen Bioreaktor eingebracht werden. Dort produzierten sie die benötigte Biomasse.
„Die Nährmedien für Pflanzenzellkulturen sind viel weniger komplex, daher billiger als die für tierische Zellen“, erklärt Rischer. Die Produktion ist demnach einfacher und günstiger möglich als bei Laborfleisch, dessen Herstellung noch immer deutlich zu teuer für den Massenmarkt ist.
Die im Bioreaktor entstandene cremefarbene Masse wurde dann getrocknet und geröstet. Es entstand so eine Substanz, die optisch mit normalem Kaffeepulver vergleichbar ist. Der Geschmack und der Koffeinanteil kann durch Änderungen beim Kultivierungsprozess individuell modifiziert werden. Außerdem können laut Rischer „Zellkulturen verschiedener Kaffeesorten angelegt und der Röstprozess verändert werden, Kaffee mit ganz unterschiedlichem Charakter zu erzeugen.“
Die Zubereitung des Kaffees ist laut des VTT noch „eine Kunst und erfordert eine wiederholende Optimierung unter der Aufsicht von Spezialisten mit speziellen Geräten.“ Derzeit handelt es sich aber noch um Grundlagenforschung. Es ist daher wahrscheinlich, dass in den kommenden Jahren Laborkaffee erzeugt wird, der auch von Laien zu Hause problemlos gekocht werden kann.
Außerdem erfordert laut Rischer „die Züchtung von Pflanzenzellen besondere Fachkenntnisse, wenn es darum geht, den Prozess zu skalieren und zu optimieren“. Bis zur Marktreife werden deshalb wohl noch vier Jahre vergehen.