Robert Klatt
Die Europäische Union (EU) möchte bis 2030 90 Prozent ihres Batteriebedarfs selbst produzieren. Eine Studie zeigt nun, dass das Ziel erreicht werden kann, wenn die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schafft.
Karlsruhe (Deutschland). Der Bedarf an Batterien nimmt in der Europäischen Union (EU), unter anderem durch Elektroautos und Batteriespeicher, kontinuierlich zu. Ein Großteil der Batterien wird derzeit in Asien produziert. Um die Abhängigkeit von anderen Ländern zu reduzieren, hat die EU sich das Ziel gesetzt, bis 2030 90 Prozent ihrer Batterien selbst zu produzieren.
Forscher des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) haben deshalb untersucht, ob Europa seinen künftigen Batteriebedarf selbst decken kann und welche politischen Maßnahmen dazu getroffen werden müssen.
Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Energy basiert die Studie auf einer sogenannten wahrscheinlichkeitsbasierten Modellierung, die den zukünftigen Batteriebedarf und die Produktion innerhalb der EU prognostiziert. Das Modell nutzt dazu geplante Produktionskapazitäten, Daten aus der Automobilindustrie und Prognosen darüber, ob die geplanten Produktionskapazitäten tatsächlich realisiert werden können. Dabei werden auch Risiken wie Bauverzögerungen und der entsprechende Rohstoffbedarf berücksichtigt.
Die Ergebnisse des Modells zeigen, dass die Unternehmen in der EU 2030 Batteriekapazitäten von rund 1 Terawattstunde (TWh) nachfragen werden. Die lokalen Produktionskapazitäten werden in den meisten Szenarien des Modells aber nur 50 bis 60 Prozent decken können, und die EU wäre noch immer von Importen abhängig.
Wenn die EU das Ziel von 90 Prozent Eigenproduktion erreichen will, muss der Ausbau der Produktionskapazitäten laut der Studie deutlich beschleunigt werden. Dazu muss die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, die eine internationale Wettbewerbsfähigkeit ermöglichen. Außerdem muss die Politik sicherstellen, dass der Bedarf an Batterien hoch bleibt, um Unternehmen zu Investitionen zu bewegen. Dies ist unter anderem durch CO₂-Flottengrenzwerte möglich, die die Nachfrage nach Elektroautos hochhalten.
„Unsere neue Studie erscheint zu einer Zeit, in der Europa in Richtung Klimaneutralität voranschreitet und belastbare, nachhaltige Batterie-Wertschöpfungsketten mit heimischer Produktion und globaler Wettbewerbsfähigkeit anstrebt. Um diese Ziele zu erreichen, empfiehlt unsere Studie den politischen Entscheidungsträger:innen, vorhersehbare und verlässliche Rahmenbedingungen für Industrie und Endverbraucher zu schaffen, um die Marktnachfrage zu stimulieren sowie öffentlich-private Partnerschaften zu stärken, um Investitionsrisiken zu verringern und den Ausbau der Batterieproduktion und regionaler Lieferketten zu beschleunigen.“
Nature Energy, doi: 10.1038/s41560-025-01722-y